Star seit 25 Jahren
Die schönste Liebesgeschichte des Jahres«, sagte Fanny Heaslip Lea, »einer der schönsten Filme, die ich je gesehen habe«, sagte O. Roy Cohen. Die beiden, in ihrem Lande hochgeschätzten amerikanischen Autoren meinten den Film »Random Harvest«. Unter dem Titel »Gefundene Jahre« läuft er jetzt in der amerikanischen Zone Deutschlands.
Der Film spielt nach dem Waffenstillstand des ersten Weltkrieges. Es ist die Geschichte eines britischen Offiziers
Infolge eines Nervenschocks verliert er sein Gedächtnis. Er heiratet eine junge Schauspielerin, und sie leben glücklich zusammen. Dann kommt dem Mann das Gedächtnis wieder, und es beginnt der - glücklich endende - Kampf der Frau um den geliebten Mann.
Ronald Colman spielt den britischen Offizier. Er ist der Schauspieler des amerikanischen Films, der ununterbrochen seit 25 Jahren Star ist und damit einen Rekord erzielt hat.
Colman ist gebürtiger Engländer. Mit 16 Jahren arbeitete er im Importgeschäft seines Vaters als Lehrling, d.h. - wie Colman sich ausgedrückt hat - »als Botenjunge, Bleistiftanspitzer und allgemeines Faktotum«.
Eine heimliche Sehnsucht nach der Bühne verwirklichte sich erst, als er im Kriege 1914-18 verwundet und aus dem Heeresdienst entlassen worden war. Er bekam eine winzige Rolle mit einer noch winzigeren Gage in einem Stück an einem der großen Londoner Vaudeville-Theater.
Einige Jahre lang spielte er in London, dann ging er nach Amerika, mit 57 Dollar und drei reinen Kragen. Er wollte sein Glück beim Film versuchen. Aber es gelang ihm nicht. Er mußte nicht eben bedeutende Rollen am Theater annehmen. Er hatte den Gedanken an den Film schon aufgegeben, als man ihn unversehens zu einer Probeaufnahme für »Die weiße Schwester« aufforderte. Colman dachte zunächst, es wäre ein Scherz, in ihm, dem Unbekannten, den Partner der berühmten Lilian Gish zu suchen. Aber er wurde wirklich engagiert und hatte Erfolg.
Obwohl ihm heute Verträge für ein Dutzend Filme angeboten werden, dreht er im Jahre doch nur einen. »25 Jahre beim Film«, meinte er kürzlich, »das ist gerade der richtige Anfang für die Schauspielerei.«
Man hat das 25jährige Startum Colmans damit zu erklären versucht (und man hält es für sein Geheimnis), daß er zu den Männern gehört, bei denen sich die Frauen geborgen fühlen. Andere erklären es damit, daß er ein wunderbarer Künstler ist, mit einer stillen, unpathetischen Art des Auftretens. Es gäbe nur wenige Schauspieler, die wie er die Dialoge mit einem so feinen Unterton des Gefühls zu sprechen vermögen.
Greer Garson, seine Partnerin in »Gefundene Jahre«, ist auch nicht von Anfang an Schauspielerin gewesen. Sie besuchte die Universität in London und Grenoble und arbeitete in einer Anzeigenagentur. Seit 1938 hat sie einen Hollywoodvertrag.
Die Regie des Films hat Mervyn Le Roy. Seine schauspielerische Laufbahn begann sehr früh. Er wurde von einem Schauspieler entdeckt, als er noch Zeitungsjunge in den Straßen von San Franzisko war.
Bei seinem ersten Auftreten hatte er an einem Kulissenbaum hochzuklettern. Gage: 3 Dollar in der Woche. Bei der Premiere fiel er vom Baum herunter ins Publikum. Das Publikum war begeistert. Gage: 5 Dollar.
Vom Bleistiftanspitzer zum Star: Ronald Colman (Seine Partnerin: Greer Garson)