GEFRIER-TROCKNUNG Start mit Brühe
Die Erdbeeren sind weich wie kleine Schwämme, leicht und trocken wie Wattekugeln. Sie kommen aus Westdeutschlands erster Grollanlage für Gefriertrocknung im münsterländischen Billerbeck.
Nach einem Verfahren, das in der Bundesrepublik bisher nur für Schnell -Kaffee, Milch- und Suppenpulver verwendet wurde, will die Firma Dr. Otto Suwelack Nachf. künftig schlechthin alles konservieren: Obst oder Gemüse, Fleisch oder Fisch, Eier, Käse oder Zwiebeln. Täglich können drei Tonnen frische Lebensmittel in den Gefriertunnel gefahren werden.
Dort erhalten sie zunächst einen Kälteschock bei minus 45 Grad. Dann kommt das gefrorene Rohmaterial in eine Vakuumkammer, wo die zu Eis gewordene Flüssigkeit direkt verdampft, ohne wieder aufzutauen (Fachjargon: Sublimation).
Die getrockneten Spargel, Erbsen oder Hähnchen wiegen nur noch höchstens ein zehntel soviel wie im frischen Zustand, behalten aber, anders als durch Hitze getrocknete Konserven, weitgehend ihre ursprüngliche Form und Farbe sowie Nährstoffe und Vitamine. Sie können bei normaler Zimmertemperatur, durch luftdichte Verpackung geschützt, bis zweieinhalb Jahre lang aufbewahrt werden. Durch Eintauchen in Wasser gewinnen die Trockenwaren ihr altes Gewicht zurück und sind dann fertig zum Verbrauch.
Der herkömmlichen Tiefkühlkost sind die neuartigen Kaltkonserven überlegen, weil Handel und Verbraucher sie ohne Gefriertruhen stapeln können. Überdies vermindert das geringe Gewicht die Transportkosten.
Bislang Jagen jedoch die Produktionskosten »noch erheblich über dem, was für einen breiten Verbraucherkreis tragbar ist« (Deutsches Tiefkühlinstitut, Köln). Wolfgang Suwelack, Inhaber des Billerbecker Unternehmens, hat neuartige Vakuumanlagen der Kölner Firma Leybold installiert und verkündet: »Das Gefriertrocknungs-Verfahren kann mit allen heute üblichen Konservierungsverfahren in Wettbewerb treten.«
Die Probe können vorerst nur Hersteller von Eiskrem und Fertigsuppen sowie die Bundeswehr machen. Fürs Militär liefert Suwelack Trockengerichte, für die Eiskrem-Industrie beispielsweise Erdbeeren; sie kosten 25 bis 28 Mark je Kilogramm, das entspricht etwa zwei bis 2,40 Mark für das Kilo Normalgewicht.
Suwelacks erstes Mini-Angebot für die westdeutschen Verbraucher ist derzeit in Ratio-Supermärkten zu haben: 20 Gramm frostgetrocknete »Echte Münsterländer Knochenbrühe« für einen Liter Suppe. Das Pulver kostet zwölf Pfennig.
Trocken-Erdbeeren im Werk Billerbeck
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