Stefan Heym,
82, Schriftsteller und PDS-Bundestagsabgeordneter, mußte einmal mehr auf eine offizielle Ehrung durch seine Geburtsstadt Chemnitz verzichten. In den sechziger Jahren war an der SED ein Versuch gescheitert, Heym die Ehrenbürgerschaft des damaligen Karl-Marx-Stadt zu verleihen. Diesmal sollte er sich, vor einer Lesung im Opernhaus am vergangenen Wochenende, ins Goldene Buch der Stadt eintragen. Doch die regierende SPD hatte wenig Gefallen an der in der Lokalpresse breit diskutierten Idee. Oberbürgermeister Peter Seifert war offenbar beleidigt, daß Heym die Einladungen des OB in den vergangenen Jahren unbeantwortet gelassen hatte. Seifert: »Nicht jeder Schriftsteller, der in Chemnitz liest, kommt ins Goldene Buch«, schon gar nicht so ein »nur mittelguter Schriftsteller« wie Heym. Daraufhin ließ Heym über seinen Sekretär ausrichten, er werde das Rathaus auch nicht betreten. Nach der Lesung verkündete der Schriftsteller und derzeitige Alterspräsident des Bundestages trotzig: »Ich bin ein Chemnitzer.«