STELLUNGSKRIEG
Dem SPIEGEL gebührt Dank, daß er die in der Illustrierten »Quick« in einem anonymen Artikel gegen Gerhard Schröder erhobenen Vorwürfe unverzüglich als falsche Anschuldigungen identifizierte.
Köln SIEGFRIED HEMSEN
Ich bedanke mich für Ihren Artikel, weil dadurch Herrn Schröder Gerechtigkeit widerfahren ist. Dieser Artikel in der »Quick« hat mich tief erschüttert, einmal weil er unrichtig, und zum anderen, weil er anonym war. Ich bin der inneren Auffassung, daß Anonymität die größte und gröbste Feigheit ist. Deshalb werde ich einen Anonymus immer nur verachten.
Wilhelmshaven ULRICH SCIPIO
Seit wann halten Sie es für SPIEGELNiveau, gegen eine Zeitung der »Quick« -Machart zu polemisieren? Ihre berechtigte Verteidigung von Schröder hätte doch ganz anders aussehen können, und es wäre sicher auch möglich gewesen, das Illustrierten-Geschreibsel mit einem einzigen Satz abzufertigen.
Göteborg HAKON KÄLLÉN
Ich verstehe nicht, daß der SPIEGEL das anonyme »Quick« - Geschreibsel ernst nimmt und eine - zugegeben: überzeugende - Berichtigung des Illustrierten-Gefasels für nötig hält.
Kaiserslautern HERBERT BRUHN
Mit Ihrer Rückendeckung für Schröder wollen Sie sich wohl von dem Odium des Nestbeschmutzers frei machen und an die staatstragenden Publikationen heranschleichen?
Braunschweig HARALD F. NEUE
Bravo! Endlich bringt mal jemand Licht in das Dunkel und eilt unserem desavouierten Außenamts-Chef zu Hilfe. Ihm, der ein überlegender und seinen Gegnern überlegener Politiker ist.
Tirschenreuth (Bayern) HEINZ KAPHAHN
Ich hoffe, daß Herr Erhard seine Freunde sieht und niemals Schröder fallenläßt; denn dann verliert er viele Stimmen, besonders unter den jungen Wählern.
Schladen (Nieders.) W.-J. GERASCH
Student
Die Verantwortung für das Nahost-Debakel trägt allein der Bundeskanzler, das kann ihm niemand abnehmen. Es liegt auf der Hand, daß die Beschuldigungen der »Quick« auf diejenigen Kreise der CDU/CSU zurückzuführen sind, die schon bei einem Hauch von Realpolitik - mehr ist Schröders »flexible« Haltung nicht - rot sehen. Es ist ja nicht das erstemal, daß Schröders Kopf gefordert wird, es wird auch nicht das letztemal sein. Gerade deshalb wirft sich aber die Frage auf: Sollte Schröder es nicht vorziehen, selbst seinen Hut zu nehmen, bevor er dazu gezwungen wird? Nach der Wahl bleibt er bestimmt nicht Außenminister, egal ob die CDU gewinnt oder nicht. Der Volkskanzler ist ganz bestimmt nicht der Mann, seinen Paladin gegen den Willen des Parteivolkes zu halten. Außerdem ist doch offenkundig, daß Schröder in vielen Punkten eine andere Meinung vertritt als Erhard. Ich halte es für charaktervoller, ein Minister demissioniert, als daß er eine von ihm als falsch erkannte Politik unterstützt und mit seinem Namen deckt.
Backnang (Bad.-Württ) W. BIERETH
Aus der Verteidigungsschrift des SPIEGEL für den Außenminister ersehe ich, daß nicht Schröder, sondern Kanzler Erhard der »Versager des Jahres« ist.
Bielefeld R. REINHOLDT
Gezielt auf Schröder, um Erhard zu treffen.
München ROMUALD GROSS
Ihre Schröder-Apologie im letzten SPIEGEL-Heft hat mich sehr interessiert, zumal ich schon seit geraumer Zeit über die hartnäckige Permanenz Ihrer Schröder-Stützungsmanöver staune. Was Sie für Schröder ins Feld führen, scheint mir nur halb richtig zu sein. Sie argumentieren, Schröder habe immer das Richtige gewußt und gewollt, aber die anderen bösen Buben in Bonn hätten ihn daran gehindert, es zu praktizieren. Aber da liegt doch gerade der Hase im Pfeffer: Schröder ist unfähig, derart zu argumentieren, daß er andere überzeugen und mitreißen kann. Hier liegt sein großes Manko als Politiker. Ohne Überzeugungskraft, ohne taktisches Raffinement, ohne Verhandlungsgeschick, last not least ohne kulanten Charme ist es ihm unmöglich, seine an sich vernünftigen Ideen realiter wirksam werden zu lassen.
Heidelberg DR. JOACHIM WICH
In Nummer 11 berichtet der SPIEGEL, noch am 5. November 1964 habe Außenminister Schröder anläßlich einer Kabinettssitzung gegen die Verlängerung der Verjährungsfrist Bedenken erhoben. Bereits vier Tage später, nämlich am 9. November 1964, soll nun Schröder - neben drei weiteren Vorschlägen - einen Vorschlag dem Kanzler unterbreitet haben, die Verjährungsfrist für NSVerbrechen zu verlängern. Da kann man nur in Abwandlung eines Werbeslogans sagen: »Quicker geht's nicht!«
Hamburg PAUL G. BECKER
»Quick« hätte über seinen Artikel nicht das »Drei Sterne«-Symbol der Schnapsfabriken setzen sollen, sondern den Totenkopf der Giftmischer.
Hannover OSWALD LEMKE
Auf Kognakflaschen bürgen drei Sterne für einen guten Tropfen - bei »Quick« scheinen sie auf giftige Absonderungen zu deuten.
Kiel ERWIN KOCH
Die »Quick« sollte sich wirklich darauf beschränken, Skandälchen mitzuteilen, Bademoden und meinetwegen auch nackte Mädchen zu zeigen. Von Politik und deren Kulissen sollte sie die Hände lassen, das ist nun mal zu hoch für »Quick«.
Ingolstadt KURT BECHMANN
Der Zwerg »Bayern-Kurier« hat seit einiger Zeit Schützenhilfe eines Riesen vom Format einer unerquicklichen »Quick« erhalten. Getrennt marschieren und vereint schlagen, scheint das Motto zu sein.
Schwarzach (Österreich) ALWIN STADELMANN
Wenn »Quick« nun dem Vorbild von Franz-Josefs Hausblatt, dem »Bayern -Kurier«, folgt und sich an der Kampagne gegen den Außenminister beteiligt, sollte Schröder nicht länger schweigen, sondern einfach den freien Kolumnistenplatz im »Stern« besetzen.
Bremen CARSTEN CARSTENS
Schröders Schweigen zu den »Quick« -Vorwürfen ist zwar gentlemanlike, aber für einen Politiker nicht opportun. Dagegen finde ich es politisch klug, daß der Außenminister in dem Bonner Nahost-Debakel stumm blieb - sonst wäre wohl Erhard gestürzt worden. Schröder hätte dann in seiner Partei als Initiator des CDU-Abgangs gegolten.
Stuttgart HARTMUT PICHL
Hätte nicht Schröder Schatten durch Schweigen gespendet, das Wachsfigurenkabinett wäre unter ägyptischer Sonne dahingeschmolzen.
Berlin K. H. JÜRGENS
Süddeutsche Zeitung
Sie spielen zwar im gleichen Stück,
doch ist geteilt der Mimen Glück