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Briefe

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aus DER SPIEGEL 26/1949

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Rudolf Diels erwähnt in seinen Memoiren (Spiegel Nr. 21) seinen alten Mitarbeiter Ministerialdirektor Fischer. Schon 1932 amüsierte sich Berlin über den astrologischen Herrn Fischer. Dieser alte Beamte aus dem früheren, Preußischen Innenministerium wurde der »Löwe« genannt. Er war verheiratet mit Klara Schmalz, der Tochter eines friesischen Handelsschiffskapitäns. 1932 ließ sich Klara Schmalz - genannt »das Eulchen« - von Herrn Fischer scheiden, da das Sternbild beiden Eheleuten nicht mehr günstig war

Klara Schmalz heiratete kurz darauf den früheren Feuilletonredakteur des »Angriff«, Dr. Johann von Leers, und nannte sich dann Gesine von Leers Dieser junge, mit einem außerordentlichen Lexikonwissen ausgestattete NS-Schriftleiter, hatte beim »Angriff« einen Reinfall erlebt. Er veröffentlichte in den Tagen der scharfen »Angriff«-Angriffe gegen Erich Maria Remarques Kriegsbuch »Im Westen nichts Neues« ein langes Kapitel aus Remarques Buch, das ihm unter einem anderen Verfassernamen eingesandt war. Aber das nebenbei.

Klara Schmalz kündigte ihre Vermählung mit Dr. von Leers durch eine Heiratsanzeige an, die den Vermerk trug: »Durch meine Ehe mit Herrn Dr. Johann v. Leers werden meine Beziehungen zu meinem früheren Mann, Oberregierungsrat Fischer nicht getrübt«. Die »BZ am Mittag« veröffentlichte diese Anzeige unter der Ueberschrift »Schöne Aussichten im Dritten Reich: Ehe zu dritt«.

Im Hause von Leers spielten sich zwischen Fischer, den Derop-Sowjets und den Derop-Deutschen die »vorparlamentarischen Verhandlungen« ab, die der von Rudolf Diels geschilderten Affäre vorausgingen.

Eines Tages gestand der »Löwe« Fischer traurig seiner früheren Ehegattin, das Sternbild über sein Verhältnis zu Rudolf Diels habe sich sehr verschlechtert. Wenige Tage später legte Diels seinen Mitarbeiter Fischer auf Eis.

Berlin

ILSE NEUSTÄDTER

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