STÖRSENDUNG
Wenn Herr Verteidigungsminister von Hassel anläßlich der Kontroverse zwischen dem Generalinspekteur Foertsch und dem Fernsehautor Hubalek sich bemüßigt fühlt, zu erklären: »Ich beobachte mit Sorge, welche Leute bei den Rundfunkanstalten beschäftigt sind«, so kann ich nur sagen: Ich beobachte mit Sorge, welchen Leuten die Macht in der Bundesrepublik anvertraut ist.
Bonn PAUL BOOSEN
Studienrat
Nun, Herr Minister, so hat jeder seine Sorgen. Auch ich beobachte mit Sorge, welche Leute bei den Rundfunkanstalten beschäftigt sind! Nur werde ich das fatale Gefühl nicht los - Ihre Leute und meine Leute sind nicht identisch. Merke: Was dem einen sein Proske, ist dem anderen sein Dannwitz.
Düsseldorf ERIKA WULFF
»... ein Kampfmittel der bewußten Gegner der Freiheit ...« - es ist mir
unklar, wen damit Herr Foertsch eigentlich meint, da er selbst in den vergangenen Jahrzehnten ganz verschiedenen Regimen mit ganz verschiedenen Freiheitsvorstellungen gedient hat.
Lauf (Pegnitz) ERWIN FISCHER
Lehrer
Ob Hubalek aus dem Osten kam - er kam zeitig und brauchte nicht erst zwölf Jahre, um einzusehen, wohin die Karre gefahren wurde - ist doch so unwichtig. Wichtig ist, dem Volk immer wieder vor Augen zu führen, wohin diese militärische Unterwürfigkeit führt und wohin sie geführt hat!
Hofheim (Taunus) FRANZ WOLFF
Eine Bundeswehrführung, die das sinnlose Verheizen gutheißt, verdient kein Vertrauen.
Berenbostel (Nieders.) ERICH KLEINECK
Was soll ich von Offizieren denken, die sich allmählich wieder ähnlich gebärden wie jene 99,9 Prozent des Offizierskorps, die sich von einem Gefreiten bevormunden ließen? Haben sie nichts dazugelernt? Wo sind die guten Vorsätze von 1954? Vom Kastengeist verweht?
Köln HANS BÜTTNER
Man faßt sich an den Kopf: Es will schon wieder jemand bis zum letzten kämpfen!
Hamburg BRUNO JAHNCKE
Bedenklich bei diesen oder anderen, ähnlich gelagerten Vorgängen ist die Spekulation auf das uralte Ressentiment gegen »die Intellektuellen«, das unter Hitler zu höchster Blüte gelangte, aber auch heute noch in den Köpfen Tausender umherspukt. Hier wird nicht nur der Versuch gemacht, Dichter, Schriftsteller und Journalisten zu bevormunden, sondern die Intelligenz dem Volk zu entfremden, ihre Ansichten und Besorgnisse zu verniedlichen, wenn nicht gar zu verunglimpfen.
Wuppertal SVEN KÜNSTLER
Als langjähriger Freund des deutschen Volkes bin ich tief erschüttert über die freche Arroganz deutscher Generale.
Stockholm DR. SVEN HENRIKSEN
Ich habe das Fernsehspiel gesehen und bin der Meinung, daß es gerade zu einer Zeit, da die konventionelle Verteidigung immer mehr in den Vordergrund gerückt wird, nicht eben den Wehrwillen stärken kann. Wenn Herr Hubalek in unserer freien Demokratie schon seine kritischen Betrachtungen ohne Einschränkung vor breitester Öffentlichkeit darlegen kann, warum gesteht er dieses gleiche Recht der Kritik nicht auch dem Inspekteur der Bundeswehr, Herrn General Foertsch, zu?
Schönbrunn (Bayern) DIETER KILIAN
Es ist eine Tatsache, daß alle hochdekorierten Generäle - die Gewinner und Verlierer - die krankhafte Einbildung besitzen, daß sie zu den besten und treuesten Staatsdienern gehören und als solche zu Lebzeiten schon in die Geschichte eingegangen sind. Sie allein können alles, wissen alles, besitzen die reichsten Erfahrungen auf dem Gebiete der »Menschenerziehung« und machen niemals in ihrem »hohen Beruf« auch nur die winzigsten Fehler.
Wer - wie Herr Hubalek - sich anmaßt, anhand von Dokumentarberichten auch ihre vorhandenen Unzulänglichkeiten und Schwächen der Öffentlichkeit nahezubringen, der ruft sofort gerade die hohen Militärs auf den Plan, die niemals in einer ähnlichen Lage gesteckt haben. Das war schon alsbald nach dem Ersten Weltkriege der Fall, als sich der Widerstreit der überlebenden Generäle in erbitterten und nutzlosen öffentlichen »Nachspielen« manifestierte. Der Sündenbock für militärische Mißerfolge und Niederlagen wird bei uns stets da gesucht, wo er nicht ist.
Berlin WESTBERLINER VEREINIGUNG
DER STALINGRADKÄMPFER
Vorschlag: Die Viersterne-Generale aller Länder sollten nach dem beispielhaften geistigen Klimmzug dieses Auch-Rezensenten dazu ermutigt werden, hinfort wenigstens allwöchentlich derartige Literatur-Kritik von sich zu geben. Die Öffentlichkeit erhält auf diese Weise eine Wochenend-Lektüre, die zwar der Sprache wegen mühsam zu verarbeiten ist, aber durch aufschlußreiche Einblicke in den sehr eigenwillig möblierten Denkhaushalt mancher Wehr-Betreuer entschädigt.
Castrop-Rauxel JOSEF REDING