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Briefe

STRASSENKAMPF
aus DER SPIEGEL 40/1967

STRASSENKAMPF

(Nr. 37/1967, Gerhard Mauz)

Das wahre Chaos wird erst kommen, wenn die Verkehrsdichte noch größer wird und prozentual noch mehr Autofahrer zur Disziplinlosigkeit erzogen worden sind. Man kann aber auch die Beachtung der heute vorhandenen Gesetze rigoros durchsetzen. Das allerdings wird nur möglich sein, wenn man die Mehrzahl der Verkehrssünder in flagranti erwischt und zur Rechenschaft zieht. Dazu braucht man Geld und den Mut zu unpopulären Aktionen. Dazu braucht man qualifizierte Polizeibeamte und den Willen, sie dort einzusetzen, wo sie nützen, statt sie zum Demonstrantenprügeln und zum Kontrollieren der Miniröcke Hamburger Dirnen zu schicken. Die Eskalation des Terrors auf deutschen Straßen wird kaum aufzuhalten sein. Demnächst werden die Autozubehörfirmen auch Bordkanonen führen.

Hannover HANS-DIETER MÜLLER

Nach dreißig Jahren Fahrpraxis mit über einer halben Million gefahrener Kilometer darf ich Ihnen sagen, daß es Im Straßenverkehr nicht mehr Rüpel, nicht mehr Bösartige gibt als im sonstigen Leben.

Altbach (Bad.-Württ.) HANS ZIMMER Ingenieur

Das Verhalten vieler Autofahrer kann nur unter dem Aspekt der »Ich-Erweiterung« verstanden werden. Alle Frustrationen, Sehnsüchte, kurz alle Regungen, werden auf das Auto übertragen. Großzügigkeit ist diesem nicht fremd -- ich fahre seit sechs Jahren einen Kleinwagen und bin mindestens fünfmal liegengeblieben. Stets nahm alsbald ein »Großer« mich in Schlepp.

Sulzbach RUDOLF HERRMANN

Vorfälle, wie sie Mauz schildert, habe ich nicht erlebt, aber ich als Ausländer fahre ungern durch deutsche Städte, weil, wenn man auch noch so kurz hält, um sich zu orientieren oder nachzufragen, man von anderen Fahrern »angepöbelt« wird.

Buenos Aires DR. HELLMUT SIMONS Rechtsanwalt

Es mag sein, daß deutsche Autofahrer aggressiver als andere fahren. Man braucht aber nicht Psychologen zu bemühen, um herauszufinden, warum Kraftfahrer in brenzligen Situationen unhöflich werden: Wer gleichzeitig in Schrecken und in Gefahr versetzt wird, reagiert zornig. Ob es zum Exzeß kommt, hängt vom Temperament und der Fähigkeit ab, sich zu beherrschen. Wenn Amerikanern oder Engländern eine Kugel um den Kopf pfeift, die aus nächster Nähe unerwartet abgeschossen wird, so werden sie auch nicht mit freundlichem Lächeln danken.

Offenbach DR. EUGEN BÄRNHOF

So wie die Deutschen sich beschimpfen, so fahren sie auch im Auto: Mistbock! Idiot! Hornochse!

Mailand GIOVANNI LEONI

Wer viel im Ausland fährt, für den ist die Disziplin und Umsicht der Deutschen geradezu eine Erholung.

Frankfurt GERHARD BÖHM

Einen deutschen Autofahrer hat man am besten hinter sich -- und zwar weit, auch wenn es ihn wurmt.

Paris JEAN-CLAUDE DUFRAISNE

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