STREITGESPRÄCH.
Bundespräsident Lübke versuchte US-Außenminister Rusk bei dessen Bonn-Besuch nach der Brüsseler Nato-Konferenz (SPIEGEL 25/1966) eine neue China-Politik schmackhaft zu machen. Lübke trug vor, man müsse Peking - zumindest wirtschaftlich - gegen die Russen stärken, denn die Operationsbasis des Westens vergrößere sich, wenn im kommunistischen Lager mehr und mehr zwei Gegenpole entstünden. Rusk wies Lübke, der den deutschen China-Handel einschließlich der umstrittenen Stahlwerkslieferung an die Rotchinesen im Sinne hatte, brüsk ab: »Wir wären sehr beunruhigt über solche deutschen Vorhaben.« Begründung: Es gebe keine Garantie, daß die chinesischen Kommunisten einen derartigen Kraftzuwachs unbedingt gegen die Sowjets und nicht womöglich in Südostasien, am Ende also wieder gegen die Amerikaner, einsetzen würden.