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Sucht gesucht

30 Millionen Drogensüchtige gibt es auf der Erde -- so die jüngste Schätzung der UNO. Kein einziger davon lebt in der Sowjet-Union -- so der sowjetische Psychiater E. A Babajan. Bei einem Mediziner-Treffen in Genf verblüffte Babajan mit Behauptungen wie:
aus DER SPIEGEL 33/1971

In Rußland sei »seit nunmehr einem Jahrzehnt nicht ein einziger Fall von Heroin-Sucht vorgekommen«. Auch Kokain werde »praktisch nicht verwendet«. Darüber hinaus habe man »keinen einzigen Fall von LSD- oder Weckamin-Mißbrauch aufgedeckt. Im übrigen sei auch »kein einziger Verkehrsunfall registriert worden, der auf die Einnahme von Schlaf- oder Psychodrogen zurückzuführen wäre«.

So frei von Sucht, meinte Rabajan, sei das 245-Millionen-Volk wegen der sozialökonomischen Bedingungen in der UdSSR, aber auch wegen »besonderer Maßnahmen der Regierung«, die schließlich auch dazu geführt hätten, daß es »keine Arbeitslosigkeit«, keine Prostitution, keine Bettler und Landstreicher mehr gebe. Überdies befänden sich Pharma-Fabriken und Apotheken in Staatseigentum; und wer gegen die Vorschriften verstoße, werde verschickt, nach Sibirien »oder so ähnlich«.

Das britische Fachblatt »World Medicine« kommentierte den Babajan-Vortrag mit zwei Worten in der Überschrift: »Vodka anybody?« -- Wodka gefällig?

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