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GESELLSCHAFT / KENNEDY-ONASSIS Tankers Prise

aus DER SPIEGEL 43/1968

»JILY«, ließ der Freier vor zwei Monden im griechischen Dörfchen Joannina seiner Begleiterin auf einen silbernen Armreif gravieren, und das. so erklärte der Frühsechziger errötend, bedeutete: »Jacqueline, I love you.« »TILY« hatte er 1946, »MILY« 1960 für Tina und Maria in anderes Silber ritzen lassen. Das konnte Jacqueline natürlich nicht wissen. Und wenn sie's auch gewußt hätte -- sie hatte »es einfach satt, eine lebende Legende zu sein Das ist sie nun gewiß nicht mehr. Die First Lady aus dem Weißen Haus, als stolze Witwe von aller Welt bewundert, aber auch umlauert, heiratet nicht den spanischen Vatikan-Botschafter Antonio Garrigues und auch nicht den echten englischen Lord Harlech, an dessen Hand sie sich »wie im Märchen« fühlte -- von den Meistern der schönen Künste Leonard Bernstein, Rudolf Nurejew, Truman Capote und Frank Sinatra zu schweigen. Sie heiratet den größten Tanker der Welt, Aristoteles Sokrates Homer Onassis, 62, der nur eine Devise kennt: »Man muß immer oben schwimmen -- wie Öl.« Fünf Jahre nach dem Trauermarsch von Arlington läuten nun die Hochzeitsglocken -- für »Jackie« wie für »An« zum zweiten Male. Und Schwager Edward wünscht dazu »alles Glück dieser Erde«. »Ein Mann, den sie heiraten würde, wäre doch immer nur ein Mr. Kennedy«, hatte Jackies Halbschwester Janet gesagt. Nun hat sie, Schuhgröße 43, einen reifen Ölprinzen, 1,58 Meter klein,

dunkelhäutig, mit großer Nase und schwarzer Brille, denn seine Augen, sagt Onassis, »sind so bohrend, daß sie sofort eine kalte Atmosphäre schaffen würden«.

Immerhin ist die Intimsphäre des griechischen Tabakhändlersohnes, der heute Herr über mindestens 80 Schiffe, die »Olympic Airways«, mehrere Inseln und viele alte Meister ist, behaglich genug für die Großen dieser Welt, ob Winston Churchill, Greta Garbo oder die Bismarcks aus dem Sachsenwald. Am original-englischen Landhauskamin auf seiner Jacht »Christina« war der Primadonna Maria Callas so wohl, daß darüber ihre und ihres Gastgebers Ehen zerbrachen.

1963, als ihn Jacqueline Kennedy das erste Mal auf der »Christina« besuchte, ließ der Milliardär sein Schiff mit Hunderten roter Rosen und Gladiolen dekorieren. Jackie blieb zehn Tage, um sich vom Baby-Tod ihres Sohnes Patrick zu erholen,

Nach dem Tod John F. Kennedys wurde der Grieche als erster zum Kondolieren vorgelassen. Am Mittelmeer wartete die Callas. Und Jackie trauerte. Sie trug Trauer wie die Heroine einer griechischen Tragödie von O"Neill. Fromm und schwarz pflegte sie Umgang mit dem Kardinal Cushing, der sie mit JFK getraut hatte, kniete sie, das Spitzentüchlein auf dem Haupt, vor Paul VI. Jackie, so ermittelte Gallup, wurde mehr bewundert als irgendeine Frau auf der Welt, mehr als Soraya.

Nun trägt sie keine Trauer mehr, Amerika ist um eine Legende ärmer, der Jet-set um eine Glamour-Lady reicher. Im Monat Mai dümpelten der Ölschiffer und seine schöne Prise auf der Karibischen See. Im Juli sprach Onassis bei seiner künftigen Schwiegermutter Auchincloss in Newport vor. Im September schenkte er den Kennedy-Kindern in Hyannis Port ein Jo-Jo. Das Aufgebot für die Mischehe zwischen der Katholikin und dem geschiedenen Griechisch-Orthodoxen konnte bestellt werden. Non ölet.

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