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Tankwart mit Abitur

aus DER SPIEGEL 1/1977

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), einer der eifrigsten Förderer des Bildungsbooms, sorgt sich um das knappe Stellenangebot für die zahlreichen Abiturienten und Hochschulabsolventen. Ausweg: wenig qualifizierte Berufe durch gute Bezahlung attraktiver machen -- dann ließe sich sogar die Zahl der Abiturienten und Akademiker erhöhen. Unter Freunden schwärmte der GEW-Vorsitzende Erich Frister vom Ziel gewerkschaftlicher Bildungspolitik -- einem »Abiturienten, der Tankwart wird, gut verdient und sich mit seinem Bildungshintergrund ein angenehmes Leben macht, ins Theater und Konzert geht«. Seine Vorstellung hat Frister jetzt in dem DGB-Organ »Gewerkschaftliche Monatshefte« präzisiert: »Wenn bei wenig anziehenden Arbeiten in kürzerer Zeit mehr Geld verdient werden kann, ist eine Voraussetzung dafür gegeben, daß auch durch Bildung anspruchsvoll qualifizierte Bürger sie ausüben, weil sie dadurch Zeit und Möglichkeiten gewinnen, im privaten, kulturellen oder politischen Leben ihren eigentlichen Neigungen und Interessen nachzugehen.« Um unattraktive Jobs besser zu dotieren, will die GEW die »irrationalen Entlohnungsdifferenzen« verringern: Das Verhältnis vom niedrigsten zum höchsten Einkommen beträgt, so Frister, bei den Gewerkschaften 1:4, in der freien Wirtschaft 1:50.

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