Tausend Zufriedene übertönt
(Nr. 19/1996, Schweiz: Könnte der Modellstaat auseinanderbrechen?)
Die Spannungen innerhalb der schweizerischen Bevölkerung sind allein mit der Sprachgrenze nicht erfaßt. Denn auch die Deutschschweizer sind lange nicht alle auf derselben Wellenlänge. Was dieses Land wirklich erschüttert, sind Problematiken wie ein längst überholtes und stockendes Demokratiesystem und, daraus resultierend, eine jahrelang praktizierte Ignoranz gegenüber wirtschaftlichen und politischen Brüchen im Ausland. Die Konfrontation mit einer neuen Umwelt, die scheinbar aus dem Nichts gekommen war, hat die Schweizer geradezu überrumpelt und in der Wirtschaft vielerorts zu drastischen Reaktionen geführt. *UNTERSCHRIFT:
Wolhusen (Schweiz) DANIEL MÜLLER
Der Ausdruck »Suisse primitive« wurde von Ihnen als Schimpfwort hingestellt. Dabei ist es die offizielle Bezeichnung für die drei Schweizer Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden. »Primitif/-ive« heißt nämlich sowohl primitiv als auch ursprünglich. *UNTERSCHRIFT:
Bamberg DAVID ZIMMERMANN
Populisten sowohl aus der französischen als auch der deutschsprechenden Schweiz wissen mit immer raffinierteren Mitteln einen »Röstigraben« zu ihren Gunsten herbeizureden. Daß ich - wie alle meine Bekannten - in der Romandie weder als Urlauber noch als Student oder Soldat wegen meiner Zürcher Herkunft jemals Antipathien ausgesetzt war, scheint diesen Verächtern einer Gesellschaft ohne Grenzen nicht in ihr Konzept zu passen. Ein Schreihals kann tausend Zufriedene übertönen. Ich bleibe dabei: Der »Modellstaat Schweiz« ist das Vorbild für ein Europa ohne Grenzen. *UNTERSCHRIFT:
Hamburg DANIEL RÜEFLI