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Briefe

TECHNIKER STATT INGENIEURE
aus DER SPIEGEL 7/1957

TECHNIKER STATT INGENIEURE

Grundlegend kann man ausführen, daß Ingenieurmangel einerseits nicht und andererseits vorhanden ist. - Ingenieurmangel ist vorhanden in nur wenigen exponierten Stellen, wo erstklassige Fachkräfte mit weit über den Durchschnitt ragenden praktischen und theoretischen Kenntnissen verlangt werden. Solche Kräfte sind aber kaum zu bekommen, besonders aus dem Grund, weil es völlig undiskutabel ist, daß ein Ingenieur genauso wie vor 30 Jahren das gesamte Gebiet oder wenigstens sein Teilgebiet der Technik bis ins kleinste beherrscht... Um den Ingenieurmangel zu beseitigen, bleibt also nichts weiter übrig, als das in England, USA und heute auch in der Sowjet-Union eingeführte »Junior-Partnersystem"* gegen alle Widerstände auch in Deutschland einzuführen.

Ingenieurmangel ist nicht vorhanden, da in den übrigen Stellen die Mehrzahl der heute tätigen Ingenieure nicht voll ausgelastet, sondern mit untergeordneten Arbeiten betraut ist. Die Ingenieure sind mit ihrer Arbeit und Bezahlung unzufrieden. In der Mehrzahl werden auch keine Spitzenkräfte benötigt, wie sie insbesondere gut ausgebildete Ingenieure und Diplom-Ingenieure darstellen, sondern es genügen Zeichner und Techniker. Da aber diese Zeichner und Techniker wirklich fehlen, setzt man heutzutage an deren Stelle Ingenieure, die man natürlich in dieser Anzahl auch nicht bekommt, und so entsteht das Schlagwort »Ingenieurmangel«, was nunmehr reduziert »Zeichner- und Technikermangel« heißen müßte.

Augsburg ERICH ZILLICH Diplom-Ingenieur

Gebe Gott, daß dieser ehrwürdige Dr. Schairer bei seiner Suche nach technischen Talenten Erfolg habe. Diese »Politik der Stärke« wäre wahrhaftig eine uns Deutschen und der ganzen Welt nützliche. Diese allein!

Werth H. BÖHME Zahnarzt

Endlich kommt die Erkenntnis, daß sich die Schlacht der Zukunft nicht in einem dritten Weltkrieg, sondern auf den Produktionsfeldern abspielen wird, und es stimmt, wenn Herr Dr. Schairer meint, daß der Geschichtsgestalter der Zukunft nicht mehr der Feldherr, sondern der Ingenieur sein wird. Gebt also für einen Studenten die gleiche Summe aus, wie der Russe es tut, aber nicht weniger als für die Pflege eines Deckhengstes im Gestüt Traventhal in Schleswig-Holstein.

Bochum-Hordel H. BIRKSTEDT

Bergmann

* Junior-Partnersystem ist eine innerbetrieblich festgelegte Form der Zusammenarbeit zwischen der noch aktiv arbeitenden älteren und der jungen Generation, bei der außer Mitverantwortung und Mitwirkung häufig auch eine materielle Beteiligung am Betriebsergebnis vertraglich vereinbart wird.

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