Hausmitteilung Terrorismus / Männer / Syrien

Assmann
Foto: Jana SedlmayerDer Krimi- und Drehbuchautor Willi Voss ("Tatort«, »Großstadtrevier") hat eine bewegte Vergangenheit: Er verkehrte in deutschen Neonazi-Kreisen, arbeitete für die PLO - und chauffierte Abu Daud durch Deutschland, den Drahtzieher des Anschlags auf israelische Sportler während der Olympischen Spiele 1972 in München. Als SPIEGEL-Redakteur Gunther Latsch den mittlerweile 68-Jährigen im Juni 2012 zum ersten Mal traf, konfrontierte er ihn mit einem Fernschreiben der Dortmunder Polizei aus dem Jahr 1972, in dem es um Voss' Kontakte zur palästinensischen Terrororganisation »Schwarzer September« ging. Der Kontakt hielt, auch nachdem der SPIEGEL in zwei Geschichten über Voss' Verbindungen zu den Olympia-Attentätern berichtet hatte. Am Ende hatte Voss so viel Vertrauen gefasst, dass er Latsch die Geschichte seines Lebens als CIA-Agent erzählte. Mit den von Voss gelieferten Informationen begab sich SPIEGEL-Mitarbeiterin Karin Assmann in den USA auf die Suche nach den Führungsoffizieren des Deutschen - und wurde in Virginia fündig. Die beiden ehemaligen Geheimdienstler bestätigten Voss' Geschichte. Sein Deckname: »Ganymed«, Liebling des Göttervaters Zeus (zum Artikel ).
Über kaum etwas reden die Deutschen so ungern mit Journalisten wie über Liebe und Geld; überrascht war daher das Autorenteam um die SPIEGEL-Redakteurinnen Kerstin Kullmann und Samiha Shafy, als es für die Titelgeschichte über die »Männerdämmerung« Frauen suchte, die mehr verdienen als ihr Partner: Binnen weniger Tage meldeten sich zahlreiche Frauen, die über ihre Haushaltskasse ebenso Auskunft zu geben versprachen wie über die Frage, wie ihr Mann mit dem Tausch der Geschlechterrollen zurechtkommt. In Washington besuchte Shafy die amerikanische Autorin Hanna Rosin, die in einem Buch das Ende des Mannes beschreibt. Während des Gesprächs wirkten Rosins drei Kinder, als wollten sie alle Klischees über Mädchen und Jungen erfüllen: Die zwölfjährige Tochter saß auf dem Sofa und las, der Neunjährige suchte Schuhe und Socken, der Vierjährige klopfte auf einem Schlagzeug herum. Nach wenigen Minuten legte die Tochter das Buch beiseite und half bei der Suche nach den Schuhen. »Meine Tochter ist so hilfsbereit und loyal«, sagte Rosin entschuldigend, »manchmal kommt es mir vor, als wäre sie als 45-Jährige zur Welt gekommen« (zum Artikel ).
Achtmal ist SPIEGEL-Reporter Christoph Reuter seit Juni 2011 nach Syrien gereist, um über ein Land in Auflösung zu berichten; kein anderer deutscher Journalist ist seit Beginn des Aufstands so weit im Land herumgekommen. Bei seinen ersten Reisen traf Reuter Menschen, die sich nicht mehr wie Leibeigene behandeln lassen wollen - inzwischen fordern viele Syrer Rache für die Toten. Am 31. Januar wird Reuter von der Fachzeitschrift »medium magazin« für seine Syrien-Berichterstattung als »Reporter des Jahres« 2012 ausgezeichnet. Die Jury lobte »seine Berichterstattung über das Massaker in Hula, ohne Rücksicht auf eigene Gefährdung«. Sie habe »ein grelles Schlaglicht auf ein Verbrechen« geworfen, »das ohne seine Berichte der internationalen Öffentlichkeit weitgehend verborgen geblieben wäre« (zum Artikel ).