Thema Sex - beim Hausarzt tabu
Jeder vierte Patient -- das ist aus Untersuchungen bekannt -- klagt über sexuelle Schwierigkeiten. Dennoch haben die meisten Ärzte zum Fachgebiet Sexualmedizin ein gestörtes Verhältnis. Einer der Gründe dafür, so führte jüngst Professor Reinhard Wille auf einer Fachtagung aus. könnte darin liegen, »daß das konservative Element in der Ärzteschaft stärker als in der Gesamtbevölkerung vertreten ist«. Aus Studentinnenbefragungen gehe zum Beispiel hervor, daß unter den Medizinerinnen noch 26 Prozent jungfräulich seien, während die Durchschnittszahl der Kommilitoninnen bei 17 Prozent liege. Ähnlich brave Zahlen ließen sich bei den angehenden Ärztinnen für Erst-Koitus und Partneranzahl ermitteln. Professor Wille, der die Sexualmedizinische Forschungs- und Beratungsstelle der Universität Kiel leitet, beobachtete einen Andrang von Hilfesuchenden besonders am Wochenende, »da viele Patienten vor ihrem Hausarzt den Gang zum Sexualdoktor verheimlichen wollen«.