SPON-Wahltrend SPD verliert den Anschluss an die Union

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz
Foto: Steffi Loos/ Getty ImagesEs sind die letzten beiden Stimmungstests vor der Bundestagswahl im September: An diesem Sonntag wählen die Bürger in Schleswig-Holstein einen neuen Landtag, eine Woche später ist Nordrhein-Westfalen an der Reihe.
Auf Unterstützung aus Berlin sollten die SPD-Landesverbände dabei lieber nicht hoffen. Nach rekordverdächtigen Umfragewerten zu Jahresbeginn - zeitweise lag die SPD mit ihrem Kanzlerkandidaten Martin Schulz vor der Union - verlieren die Sozialdemokraten seit einigen Wochen wieder an Zustimmung.
Im aktuellen SPON-Wahltrend in Kooperation mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey erhält die SPD nochmals einen kräftigen Dämpfer. Sie kommt nur noch auf 28,5 Prozent der Stimmen - der schlechteste Wert seit Mitte Februar.
Im Superwahljahr 2017 befragen wir Sie regelmäßig zu Ihrer Parteipräferenz. Jeder Nutzer kann mitmachen, die Ergebnisse sind für ganz Deutschland repräsentativ. Am Ende dieses Artikels erfahren Sie mehr zur Methodik. Dort können Sie die Sonntagsfrage auch selbst beantworten.
1. SPD verliert, CDU und CSU gewinnen
Die Union kann im Vergleich zur vergangenen Woche leicht zulegen. Sie steht nun bei rund 36 Prozent. 7,1 Prozentpunkte trennen CDU und CSU damit von den Sozialdemokraten. Auffällig in dieser Woche ist, dass die SPD vor allem bei älteren Wählern an Zustimmung verliert. Lag sie in den vergangenen Wochen in der Altersklasse 65+ noch mit der Union gleichauf, haben die Sozialdemokraten nun einen deutlichen Abstand zu CDU/CSU.
2. AfD-Parteitag ändert Wählermeinung kaum
Nicht nur die Nominierung von Spitzenkandidaten, auch Parteitage können die Zustimmung zu einer Partei beeinflussen. Am vorletzten Wochenende hat die AfD in Köln ihr Programm und ihre Spitzenkandidaten bestimmt. Im SPON-Wahltrend schlägt sich das allerdings bisher nicht nieder - weder positiv noch negativ. Die AfD bleibt mit 8,9 Prozent auf dem Niveau der Vorwochen. Die Partei spricht weiterhin vor allem Wähler höheren Alters an. In der Altersklasse 50 bis 64 Jahre erreichten die Rechtspopulisten mit 12,1 Prozent ihren besten Wert.
3. Profitiert die FDP von Lindner?
Nach der AfD stellte sich am vergangenen Wochenende auch die FDP für die Bundestagswahl auf. Parteichef Christian Lindner wurde mit 91 Prozent als Parteichef wiedergewählt. Er setzt auch auf Themen, die enttäuschte Unionswähler ansprechen sollen.
Lindner und seine Partei stehen im SPON-Wahltrend seit Wochen bei rund sechs Prozent - kein gigantisches Ergebnis, aber die Partei wäre nach vier Jahren Pause wieder im Bundestag vertreten. Eine Civey-Umfrage zeigt: Die Partei kann durchaus mit ihrem Chef punkten. 51,8 Prozent der repräsentativ Befragten bewerten die Arbeit von Lindner als Vorsitzender der FDP als "sehr gut" oder "eher gut". Besonders hoch ist die Zustimmung unter jungen Wählern zwischen 18 und 29 Jahren und bei Wählern, die älter als 65 Jahre sind.
Im Vergleich zu anderen Politikern wie Kanzlerin Angela Merkel oder NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sind das gute Werte. Allerdings: Mehr als ein Fünftel der Befragten hat keine Meinung zur Arbeit von Lindner. Vielen scheint der junge Chef der Liberalen aus Nordrhein-Westfalen noch kein Begriff zu sein.
Anmerkungen zur Methodik: Der SPON-Wahltrend wurde in Kooperation mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey im Zeitraum vom 25.4. bis 2.5.2017 online erhoben. Die Stichprobe umfasste 7566 Befragte, der statistische Fehler lag beim Gesamtergebnis bei 2,5 Prozent. Bei der Befragung nach Altersgruppen und Geschlechtern und ihrer Parteipräferenz liegt die statistische Fehlertoleranz etwas höher. Sehr feine Unterschiede sind in diesen Ergebnissen also nicht aussagekräftig.
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