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Tip vom Friedhof

aus DER SPIEGEL 37/1972

Ein weißer Grabstein in unmittelbarer Nähe des Moskauer Krematoriums hat jetzt enthüllt, was westliche Geheimdienste bisher vergeblich zu erfahren trachteten: die Herkunft des (im November vergangenen Jahres verstorbenen) Super-Spions Rudolf Abel, auch Rudolf Alexander Iwanowitsch Below genannt. Der Oberst im Dienste des KGB -- der als Emil R. Goldfus 1957 in New York entlarvt, zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt und fünf Jahre später gegen den U-2-Flugspion Powers ausgetauscht wurde -- war, so ist durch die Gold-Gravur auf dem Mamorblock einer Grabstätte zu erfahren, »Fisher, William Genrichowitsch/Abel, Rudolf Iwanowitsch« und lebte vom 11. Juli 1903 bis 15. November 1971. Mit dieser Inschrift widerlegte der Kreml eine eigene Version, Abel sei in der Sowjetunion aufgewachsen, denn: Sein Vater Genrich Matwejewitsch Fisher (sein Name ist ebenfalls auf der Familiengruft eingraviert), Revolutionär und Freund Lenins, war 1891 verbannt worden und kehrte erst 1921 von London aus in seine Heimat zurück -- sein Sohn wurde demnach in Großbritannien geboren und wuchs dort auf. Abel-Fishers hervorragende Englisch-Kenntnisse und seine Schwierigkeiten mit der russischen Sprache -- bislang ein Rätsel -- sind damit erklärt.

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