Hausmitteilung Titel / Hanau / Uganda / Mutanten

Müller
Sie nennen sich beispielsweise »Incels«, und sie hassen Frauen, beleidigen sie im Internet, drohen ihnen mit Vergewaltigung und Mord. Redakteurin Ann-Katrin Müller fragte sich, wie gefährlich Männer sind, die so etwas schreiben, was sie antreibt, wie sie sich zusammenrotten. Gemeinsam mit Kollegen recherchierte Müller in den dunklen Ecken des Internets, in Ermittlungsakten – und im Bundestag, denn Parlamentarierinnen trifft es oft besonders hart. Das SPIEGEL-Team stieß auf Fälle, in denen Männer ihre Fantasien in die Tat umsetzen. »Gewalt in der digitalen und in der analogen Welt hängen häufig zusammen«, sagt Müller. »Aber die Sicherheitsbehörden haben diese Form des Verbrechens erschreckend wenig im Blick.« zum Artikel
Vor einem Jahr erschoss der Rechtsextreme Tobias Rathjen in Hanau neun Menschen, danach beging er Selbstmord. Was können Hinterbliebene tun, wenn es keinen Gerichtsprozess gibt, weil der Attentäter tot ist? Wenige Wochen nach der Tat von Hanau gründeten Überlebende und Angehörige der Opfer die Initiative »19. Februar«. Unweit des ersten Tatorts mieteten sie einen Raum, seitdem sprechen sie hier fast täglich miteinander und versuchen herauszufinden, warum das damals geschehen konnte. Die Reporter Özlem Gezer und Timofey Neshitov waren über Monate bei den Treffen immer wieder dabei. Sie erlebten, wie die Familien sich von Polizei und Justiz im Stich gelassen fühlten und selbst nach Antworten auf ihre Fragen suchten: Wieso darf ein psychisch Kranker wie Rathjen in Deutschland eine Waffe haben? Und wieso wurden Notrufe in der Tatnacht nicht angenommen? »Der Raum wurde so zu einer Art Gerichtssaal«, meint Neshitov. zum Artikel
Für viele junge Leute in Afrika ist Bobi Wine ein Idol. Als Sänger wurde der 39-Jährige zum Popstar, jetzt verkörpert er als Oppositionspolitiker in Uganda die Hoffnung auf einen Wandel. In dem afrikanischen Land regiert seit 35 Jahren der Autokrat Yoweri Museveni, im Januar ließ er sich in einer umstrittenen Präsidentenwahl zum Sieger über Wine ausrufen. Als sich die SPIEGEL-Redakteure Susanne Koelbl und Maximilian Popp mit Bobi Wine trafen, rechneten sie damit, einem zermürbten Mann zu begegnen. Immerhin war er vom Regime gerade erst aus dem Hausarrest entlassen worden. Anhänger von ihm wurden verhaftet, gefoltert, ermordet. Wine jedoch war wenig anzumerken. »Er sieht sich erst am Anfang eines langen Kampfes um Demokratie in Uganda«, so Popp. »Dafür nimmt er viele persönliche Opfer in Kauf.« zum Artikel
Nach einem Jahr Corona-Pandemie ist der Shutdown für viele vom Ausnahmezustand zum belastenden Alltag geworden. Er geht an die Substanz der Menschen, davor sind auch Forscherinnen und Forscher nicht gefeit. Als die Redakteurinnen Veronika Hackenbroch und Rafaela von Bredow mit Virologen, Modellierern und Genetikern in aller Welt über die neuen Mutanten sprachen, erlebten sie tiefenerschöpfte Wissenschaftler; kein Wunder angesichts ihrer beunruhigenden Erkenntnisse. »Man schaut auf dem Bildschirm in bleiche Gesichter mit Ringen unter den Augen«, sagt Bredow. Einzig Patrick Mallon, Infektiologe in Dublin, habe einigermaßen optimistisch geklungen, berichtet Hackenbroch. »Mallon ist erleichtert, weil in Irland nach einer katastrophalen Welle das Schlimmste vorbei zu sein scheint.« zum Artikel