Zur Ausgabe
Artikel 39 / 119

»Tolle Phantasie«

aus DER SPIEGEL 31/1992

28. Februar 1933

Gestern: Gau Propaganda alleine für Sonnabend ausgearbeitet. Geldfrage auch schön gelöst. Alles in Butter. Hitler ruft mich zum Kaiserhof. Ist begeistert von meinen Reportagen. München und Nürnberg waren ganz groß. (Reichsinnenminister Wilhelm) Frick ist auch da. Kleines geistiges Zentimetermaß. Hitler war fabelhaft wie immer . . .

Zu Hause Arbeit. Viel zu tuen. Um 9h kommen Hitler und Auwi (Sohn Kaiser Wilhelms II., Prinz August-Wilhelm). Musik und Palaver. Da Anruf (des Hitler-Fotografen Ernst) Hanfstaengl: der Reichstag brennt; tolle Phantasie. Aber es stimmt. Gleich mit Hitler heruntergerast, das ganze Gebäude steht in Flammen. Herein. (Generalfeldmarschall Hermann) Göring hinterher. Auch (Vizekanzler Franz von) Papen, den ich hier kennen lerne, ist da.

An 30 Stellen Brandstiftung. Von Kommune angelegt. Göring ganz groß in Fahrt, Hitler ist in Rage. Papen klar. Das Plenum ein Bild der Verwüstung. Nun also handeln! . . . An die Arbeit! Hitler berät mit Papen. Wir treffen uns (im) Kaiserhof. Alles strahlt. Das fehlte uns noch. Nun sind wir ganz heraus. Täter gefasst: 24jähriger holländischer Kommunist (Marinus van der Lubbe).

Wir fahren zum VB (NS-Organ Völkischer Beobachter). Der ist ganz schlecht gemacht. Hitler dort gleich an die Arbeit. Ich neues Gauplakat und fabelhaften Aufsatz diktiert . . . In der Nacht werden alle komm(unistischen) Parteifunktionäre verhaftet. Ganze K.P.D. und SPD-Presse verboten. Ganze Arbeit gemacht. Ab Sonntag abend Strasse frei . . . um 7 Uhr zum Schlaf. Drei Stunden. Gleich wieder an die Arbeit!

Joseph Goebbels
Zur Ausgabe
Artikel 39 / 119
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren