Tomi Ungerer,
58, aus Straßburg stammender Karikaturist und Buchillustrator mit ausgeprägtem Hang zur Provokation, hat sich erneut mit einem Plakat Unmut zugezogen. Die Darstellung einer nur mit Trachtenhaube und einigen Blumen bekleideten Elsässerin, die auf einen Gorilla gestützt für den diesjährigen Blumenkorso des elsässischen Selestat am 12. August wirbt (Foto), hat den französischen Familienverband »Association generale des familles« (AGF) und einen Trachtenverein zu Protestbriefen an den örtlichen Bürgermeister veranlaßt. Der AGF zufolge, die nach eigenen Angaben im Elsaß mehr als 50 000 Mitglieder zählt, appelliert das Plakat an die »niedrigsten Instinkte« und präsentiert ein »demütigendes und erniedrigendes Bild der Frau«. Der Trachtenverein Hochkönigsburg, der sich für das regionale Brauchtum einsetzt, sieht gar »das Elsaß insgesamt lächerlich gemacht«. Für Tomi Ungerer ist diese Kritik »ein Rückfall ins Mittelalter«, und auch der sozialistische Bürgermeister der Kleinstadt, Gilbert Esteve, gibt sich gelassen: Er lehne es prinzipiell ab, Kunstwerke zu zensieren. Rund 3000 der kritisierten Plakate werden nun also wie geplant in zahlreichen Städten Ostfrankreichs sowie in Zügen der französischen Staatsbahn SNCF zu sehen sein.