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Artikel 46 / 90

UNTERNEHMEN SUNRISE Trauriger Sonntag

aus DER SPIEGEL 43/1966

Am Abend des 2. Mai 1945 betrat

Großbritanniens Kriegspremier Winston Churchill überraschend das Unterhaus. Er bat den Speaker, eine kurze Erklärung abgeben zu dürfen.

Dann verkündete der Regierungschef die Sensation: »Feldmarschall Sir Harold Alexander hat eben bekanntgegeben, daß die Land-, See- und Luftstreitkräfte unter dem Kommando von General von Vietinghoff, dem deutschen Oberkommandierenden der Heeresgruppe C, bedingungslos kapituliert haben.«

Einige Sekunden lang war im Unterhaus kein Laut zu hören, dann begriffen die Abgeordneten, daß diese Nachricht das Ende des Krieges sichtbar machte. Mit der völlig überraschenden Kapitulation von Hitlers Heeresgruppe C, die einschließlich der ihr unterstellten Italiener etwa eine Million Mann stark war und Oberitalien gegen die vorrückenden Alliierten verteidigt hatte, brach die deutsche Südfront zusammen.

Nach dem Ausfall dieser stärksten damals noch kampffähigen deutschen Streitmacht konnte der Zusammenbruch an den anderen Fronten nur noch eine Frage von wenigen Wochen oder gar Tagen sein. Und so war es auch: Eine Woche nach der Feuereinstellung in Italien war der Zweite Weltkrieg in Europa zu Ende.

Vorausgegangen war ein zäher Kampf im Stillen, ein heimliches Ringen zwischen mutigen Männern auf beiden Seiten, die immer wieder zu scheitern drohten, an Adolf Hitler und Josef Stalin, die aber trotz aller Hindernisse ihr Werk - den Krieg früher zu beenden - schließlich vollendeten.

Eine authentische und detaillierte Chronik dieses Ringens, das den Krieg nach Ansicht der alliierten Armeeführer um drei bis vier Wochen verkürzte, haben jetzt zwei seiner Hauptakteure veröffentlicht: Allen Dulles, damals Resident des amerikanischen Geheimdienstes OSS in Bern (später zehn Jahre lang Chef des US-Geheimdienstes CIA), und sein engster Mitarbeiter in Bern, der Deutsch-Amerikaner Gero v. S. Gaevernitz, schildern die Ereignisse in dem Buch »Unternehmen Sunrise«, das eben in Amerika erschien und demnächst auch in deutscher Sprache herauskommen wird*.

Dulles war im November 1942 in die Schweiz geschickt worden, um ein Agentennetz gegen die Achsenmächte zu organisieren und Verbindung zu Widerstandskreisen im Nazi-Reich herzustellen. Gaevernitz, Sohn eines bekannten Reichstagsabgeordneten und Staatsrechtlers der Wilhelminischen Ära, war schon 1925 nach Amerika ausgewandert. Er erwarb in den dreißiger Jahren die US-Staatsbürgerschaft, ließ sich aber aus geschäftlichen und privaten Gründen zu Kriegsbeginn in der Schweiz nieder. Er wurde dort Mitarbeiter des OSS, für den er durch seine vorzüglichen Verbindungen zu deutschen Widerstandskreisen von größtem Wert war.

Am 25. Februar 1945 erreichte ein dringender Anruf Dulles und Gaevernitz auf einer Dienstreise. Major Waibel vom schweizerischen Nachrichtendienst, mit dem das OSS-Duo seit langem zusammenarbeitete, bat die beiden, am selben Abend nach Luzern zu kommen,

Waibels wichtige Neuigkeit: Ein Kaufmann aus Mailand, Baron Luigi Parrilli, war überraschend in die Schweiz gekommen und hatte einen Bekannten Waibels aufgesucht, einen Professor Max Husmann, der bei Luzern eine Privat-Schule betrieb. Parrilli behauptete, er habe eine bedeutsame Botschaft aus dem feindlichen Lager zu überbringen: Deutsche Befehlshaber Im besetzten Italien seien an einer Beendigung der Kämpfe interessiert.

Dulles war skeptisch, doch er schickte Gaevernitz zu Parrilli, der zusammen mit Husmann im Luzerner Hotel Schweizerhof wartete. Auf beharrliches Bohren hin gab der Italiener seine angeblichen deutschen Auftraggeber preis: einen SS-Offizier im Oberleutnantsrang, Obersturmführer Guido Zimmer, der mit Standartenführer Dollmann im Stab des höchsten SS-Führers in Italien, General der Waffen-SS Karl Wolff, in Verbindung stehe.

Gaevernitz verbarg seine Enttäuschung. Ein SS-Obersturmführer schien ihm nicht der geeignete Verhandlungspartner, um einen Waffenstillstand in Italien auszuhandeln.

So dankte er Parrilli für sein Bemühen, erklärte ihm aber, nur eine bindende Botschaft von Dollmann - der als SS-Offizier ungewöhnlichen Zuschnitts und Einflusses bekannt war -, von General Wolff oder aber am besten vom obersten Wehrmachtsbefehlshaber an der Italienfront, Generalfeldmarschall Kesselring, könne die Sache für die Alliierten interessant machen. Dulles wie Gaevernitz waren überzeugt, daß sie daraufhin von Baron Parrilli nichts mehr hören würden.

Aber fünf Tage danach rief Waibel wieder an: Parrilli war da und mit ihm zwei SS-Offiziere - Obersturmführer Zimmer und Standartenführer Dollmann.

Der überraschte Dulles schickte diesmal ein anderes Mitglied seines Berner Stabes, Paul Blum, nach Lugano, wo Waibel die Besucher untergebracht hatte. Blum stellte den Deutschen eine Bedingung für weitere Kontakte, mit der sie die Ernsthaftigkeit ihrer Absichten beweisen sollten: Er verlangte im Auftrag von Dulles die Freilassung zweier von der SS gefangengehaltener italienischer Partisanenführer. Es waren zwei der prominentesten Persönlichkeiten des italienischen Widerstandes: Ferruccio Parri, der später erster Nachkriegspremier Italiens wurde, und der OSS-Agent Antonio Usmiani. Wer diese beiden Gefangenen freilassen konnte, der hatte auch die Autorität, ernsthaft mit den Alliierten zu verhandeln. Doch Dulles war fast sicher, daß seine Bedingungen das Ende aller Kontakte bedeuteten.

Die Überraschung war um so größer: Vier Tage später rief Waibel erneut bei Gaevernitz an: »Gero, sitzt du, oder stehst du? - Parri und Usmiani sind hier!«

Waibels zweite Neuigkeit elektrisierte Dulles und Gaevernitz:. General Wolff, der höchste SS- und Polizeichef Hitlers südlich der Alpen, habe eben die schweizerische Grenze überschritten. Wolff, Dollmann, Zimmer, Wolff-Adjutant Major Wenner, der Bote Parrilli, Professor Husmann und ein Begleitoffizier des eidgenössischen Geheimdienstes seien per Bahn unterwegs nach Zürich.

Ein kommandierender SS-General in der neutralen Schweiz: Dulles konnte es kaum glauben, aber dann stürmte er mit Gaevernitz zum nächsten Zug nach Zürich. Als Treffpunkt des amerikanischen Chefagenten in der Schweiz mit dem SS-Oberbefehlshaber in Italien war ein Appartement in der Zürcher Genferstraße ausersehen, das Dulles eigens für geheime Zusammenkünfte gemietet hatte.

Wolff hatte Husmann gebeten, Dulles vor dem Treffen ein Paket von Papieren zu überreichen. »Es waren überraschende Dokumente«, erinnert sich Dulles, »in deutscher Sprache und mit Wolffs Visitenkarte versehen. Sie glichen den Zeugnissen und Referenzen, die ein Stellungsuchender für seinen künftigen Arbeitgeber zusammenstellt.«

So gab der SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS als Referenzen für seine Person an: Rudolf Heß, »gegenwärtig in Kanada«, den »gegenwärtigen Papst« und den Oberen des Salvatorianer-Ordens in Rom, Pater Pankrazius Pfeiffer.

Am,späten Abend des 8. März empfing Allen Dulles vor flackerndem Kaminfeuer den deutschen General. Wolff bekannte, daß er seit den ersten NS-Tagen unbedingtes Vertrauen zu Hitler gehabt habe. Vor einem Jahr aber habe er erkannt, daß der Krieg endgültig verloren und seine Fortsetzung ein Verbrechen gegen das deutsche Volk sei.

Er sei bereit, mit den ihm unterstellten SS-Streitkräften in Italien zu kapitulieren. Er wolle darüber hinaus versuchen, auch Kesselring zur Kapitulation zu bewegen. Mit dem deutschen Botschafter bei Mussolini, Dr. Rudolf Rahn, habe er schon früher die Idee erörtert, geheime Kontakte zu den Alliierten zu suchen. Kesselring scheine nicht rundweg abgeneigt.

Dulles kabelte« die unglaubliche Botschaft zum alliierten Hauptquartier des Mittelmeerraums in Caserta bei Neapel und nach Washington. Das Unternehmen erhielt den hoffnungsvollen Code-Namen »Sunrise« (Sonnenaufgang). Aus dem Hauptquartier Feldmarschall Alexanders in Caserta kam anderntags Anwort: Zwei hohe Stabsoffiziere würden in die Schweiz in Marsch gesetzt.

Zwei Tage später schoben sich jedoch plötzlich dunkle Wolken vor das Unternehmen Sonnenaufgang. Parrilli brachte eine Hiobsbotschaft über die Grenze: Wolffs eidgenössischer Ausflug sei verraten worden; Ernst Kaltenbrunner, Chef des Reichssicherheitshauptamtes, habe dem General befohlen, nach Innsbruck zu kommen.

Wolff redete sich heraus, er sei in seinem Hauptquartier in Fasano unabkömmlich. Doch am selben Tag schien eine zweite Nachricht die so hoffnungsvoll begonnene Aktion im Keim zu ersticken: Aus Kesselrings Hauptquartier in Recoaro erfuhr Wolff, daß der Marschall überraschend zu Hitler beordert worden war. Er sollte das Oberkommando an der unter den alliierten Schlägen zusammenbrechenden Westfront übernehmen. Dulles ("Wir waren zutiefst niedergeschlagen") bat Parrilli, bei Wolff so rasch wie möglich in Erfahrung zu bringen, wie es nun weitergehen solle. Binnen 48 Stunden brachte der rastlose Baron neue Nachricht: Wolff wolle versuchen, den Kesselring-Nachfolger für die Kapitulation zu gewinnen, und werde so rasch wie möglich wieder in die Schweiz kommen.

Unterdessen waren die Sendboten Alexanders aus Caserta eingetroffen. Es waren zwei der höchsten alliierten Offiziere des Hauptquartiers Mittelmeer: Generalmajor Lyman L. Lemnitzer,(später US-Generalstabschef und heute Nato-Oberbefehlshaber) sowie der britische Generalmajor Terence S. Airey.

Vier Tage nach der Ankunft der alliierten Offiziere kam es in einer Villa des Gaevernitz-Schwagers Edmund H. Stinnes in Ascona am Lago Maggiore zur ersten friedlichen Begegnung von Generalen der verfeindeten Weltkriegs-Lager auf neutralem Boden.

Dabei ergab sich eine heikle Protokollfrage: Der Brite Airey hatte Dulles erklärt, daß er bereit sei, mit Wolff zu sprechen. Aber: »Sie müssen verstehen, daß ich einem SS-General nicht die Hand, reichen will.«.

Gaevernitz kam auf den Ausweg, daß Dulles mit Wolff durch eine Tür, die -beiden Alliierten durch eine andere treten sollten, dann würden sie durch einen Tisch getrennt. Doch es klappte nicht. Wolff zwängte sich, kaum im Zimmer, zwischen Tisch und Wand zu den beiden verdutzten Offizieren durch und griff nach ihrer Rechten; Airey zog sie nicht zurück.

Lemnitzer sagte Wolff ohne Umschweife, die Deutschen hätten nur eine

Möglichkeit: bedingungslos zu kapitulieren. Ob Wolff dies wisse und sich zutraue, es durchzusetzen? Der SS-General bejahte. Er kenne Kesselrings Nachfolger in Italien, den Generaloberst von Vietinghoff. Um ihn sicher umzustimmen, werde er an die Westfront fahren und Rückendeckung bei Kesselring suchen: Vielleicht würde der Generalfeldmarschall die Feuereinstellung sogar im Westen mitmachen. Binnen einer Woche könne er Bescheid sagen.

Am 30. März brachte Obersturmführer Zimmer die Nachricht in die Schweiz, nun sei alles klar. Kesselring wolle zwar nicht mitmachen, da er deutschen Boden gegen die Angreifer verteidige, habe aber Vietinghoff freie Hand gegeben. Wolff werde am Ostermontag, dem 2. April, mit einem Wehrmachts -Bevollmächtigten nach Ascona kommen.

Doch am Montag kam kein Wolff. Statt dessen traf Baron Parrilli mit Alarmnachrichten in Bern ein: Der Reichsführer SS Heinrich Himmler, zweitmächtigster Mann des Nazireiches, war von Kaltenbrunner über Wolffs erste Schweizer Reise informiert worden. Er hatte seinen Wolff nach Berlin beordert und scharf verwarnt. Nach Wolffs Rückkehr in sein italienisches Hauptquartier hatte Himmler noch einmal angerufen und mitgeteilt, daß er die Familie des Generals, die Wolff zuvor in seinen eigenen Befehlsbereich verlagert hatte, wieder ins Reich zurückgeholt habe. Himmler: »Ihre Frau und Ihre Kinder stehen nun unter meinem Schutz.« Und dann:. »Hüten Sie sich, Italien zu verlassen!«

Nach dem Telephonat schreckte der SS -General vorerst vor weiteren Wagnissen zurück. Über »Sunrise« schien sich wieder Sonnenfinsternis zu legen.

Doch eine Woche später, am 9. April, tauchte Parrilli mit neuen Froh-Botschaften auf. Wolff hatte sich aufgerafft und war bereit, das Unternehmen fortzuführen. Unterdessen war auch Vietinghoff prinzipiell zur Kapitulation bereit; er bestand nur auf ehrenvollen militärischen Bedingungen.

Dulles dachte, daß nun die Entscheidung nähe wäre. Um nicht allein auf gefährdete Kuriere angewiesen zu sein, schlug er Wolff die Errichtung einer Funkverbindung vor. So kam es zu einer im Krieg einmaligen Installation eines alliierten Funkers in einem deutschen SS-Quartier. Aber es wurde noch grotesker: Dulles schickte seinen besten Draht-Spezialisten ins SS-Hauptquartier, einen 26jährigen Funker mit dem Spitznamen »Little Wally«. Er war ein aus dem KZ Dachau entflohener Tscheche, namens Vaclav Hradecky.

»Little Wally« funkte zunächst schlechte Nachrichten: Himmler hatte Wolff wieder nach Berlin gerufen. Wolff gehorchte, obwohl ihm in der zerbombten Reichshauptstadt fast sicher ein Staatsbegräbnis drohte. Denn sein Intimfeind Kaltenbrunner hatte weiter Material über die Feind-Kontakte des SS-Generals gesammelt und warf ihm offen Hochverrat vor. Da entschloß sich Wolff zur verzweifelten Flucht nach vorn: Er verlangte, Hitler zu informieren.

Der Führer wollte von Wolff wissen, weshalb er heimlich Bande zu den Amerikanern gesponnen habe. Wolff: Er habe die Führung nicht informiert. damit die Sache inoffiziell bleibe und sich Berlin jederzeit distanzieren könne. Er habe aber einen Kanal geöffnet, der direkt zum Präsidenten der USA und zu Premier Churchill führe - Hitler könne ihn bei Bedarf jederzeit benützen.

Hitler schien beeindruckt, meinte, Wolff solle die Kontakte pflegen, gleichzeitig aber die Italienfront halten. Verhandeln könne man erst später, wenn

- was unvermeidlich sei - Russen und

Amerikaner auf deutschem Boden zusammenstießen und er, Hitler, seine Bedingungen für ein Eingreifen in den neuen Kampf stellen könne.

Wolff kehrte nach Italien zurück. Zwei Tage später überredete er General Vietinghoff zum sofortigen Handeln. Am Morgen des 23. April, einem Montag, kam Wolff mit Major Wenner und Oberstleutnant Viktor von Schweinitz, der Vollmacht von Vietinghoff hatte, über die Schweizer Grenze, um die bedingungslose Kapitulation für eine Million deutscher und italienischer Soldaten zu fixieren.

Nach zwei Monaten lag der Erfolg eines gewagten Spiels greifbar nahe. Doch einen Tag zuvor war auf alliierter Seite etwas geschehen, was alle Anstrengungen umsonst erscheinen ließ: Am 21. war in der OSS-Stelle in Bern ein verschlüsseltes Kabel von den Vereinigten Generalstabschefs in Washington eingegangen. Inhalt: Dulles habe mit

sofortiger Wirkung alle Kontakte zu den Deutschen abzubrechen.

Das Unternehmen Sonnenaufgang hatte - von seinen Initiatoren unbemerkt und unbeabsichtigt - zu einer schweren Verstimmung unter den Anti -Hitler-Verbündeten geführt. Stalin, obwohl von den Westalliierten über die Schweizer Kontakte informiert, hatte in einem Schreiben an Roosevelt den Verdacht geäußert, daß die Aktion ein abgekartetes Spiel sei, um die westöstliche Allianz zu sprengen. Die Sowjet-Union, die die Hauptlast des Krieges trage, solle offenbar um die Früchte des Sieges betrogen werden. Er forderte den sofortigen Abbruch aller Separat -Kontakte zu den Deutschen.

Roosevelt hatte dem Sowjet-Diktator noch Stunden vor seinem Tod ein Beschwichtigungs-Telegramm geschickt. Seinem Nachfolger Truman aber sowie den Generalstabschefs schien der Preis eines Zerwürfnisses mit den Russen zu hoch für eine unsichere deutsche Teilkapitulation. Sie befahlen den Abbruch aller Kontakte - einen Tag bevor die Deutschen unterzeichnen wollten.

Dulles ("Wir verbrachten einen hoffnungslosen, traurigen Sonntag") gab aber noch nicht auf. Sofort nach Wolffs Ankunft kabelte er von neuem nach Washington und Caserta. Als nach drei Tagen noch keine Antwort kam, verließ Wolff die Schweiz und kehrte in sein unterdessen nach Bozen verlegtes Hauptquartier zurück. Er ließ jedoch Major Wenner mit Kapitulationsvollmacht zurück.

Endlich, am 27. April, lief bei Dulles ein Telegramm

- mit dem Vermerk »Triple

Priority« ein - das bedeutete höchsten Vorrang. Inhalt: Der Stopp für »Sunrise« wurde aufgehoben. Die deutschen Emissäre sollten zur Unterzeichnung der Kapitulation nach Caserta kommen.

Am 29. April, um zwei Uhr nachmittags, unterzeichneten Schweinitz und Wenner im ehemaligen Schloß der neapolitanischen Könige zu Caserta die bedingungslose Kapitulation aller deutschen Truppen in Italien. Für die Alliierten unterschrieb - in Anwesenheit des sowjetischen Generals Kislenko - Alexanders Stabschef, General Morgan.

Der Termin der Feuereinstellung wurde für den 2. Mai, zwölf Uhr mittags Greenwich-Zeit, fixiert. Aber um ein Haar wäre das Unternehmen noch nach der Unterzeichnung gescheitert, denn während Wenner und Schweinitz schon von der Kapitulations-Unterzeichnung zurückkehrten, stritten sich die Generale in Bozen noch, ob sie die Bedingungen erfüllen sollten. Erst zwei Stunden vor dem vereinbarten Termin erging der Befehl zur Feuereinstellung an die deutschen Truppen - wegen der notwendigen Eile in Klartext (siehe Auszug Seite 139).

Pünktlich um 14 Uhr Ortszeit - das entsprach zwölf Uhr mittags Greenwich -Zeit - verstummten an der gesamten Italienfront die Waffen.

* Allen Dulles und Gero v. S. Gaevernitz: »Unternehmen Sunrise«;. Econ Verlag, Düsseldorf; etwa 340 Seiten; 22 Mark.

Kapitulation der deutschen Heeresgruppe C in Caserta*: Aus dem feindlichen Lager ...

... eine Botschaft vom Baron: Kapitulations-Wegbereiter Gaevernitz, Dulles

Kapitulations-Bote Parrilli (r.)*: Der SS-General kam in Zivil

Deutscher Unterhändler Wolff

Den Führer getäuscht

Unterhändler-Treffpunkt in Ascona: Das Protokoll durchbrochen

Unterhändler Lemnitzer (M.), Airey*

Dem Gegner die Hand gedrückt

* Links die deutschen Bevollmächtigten Oberstleutnant von Schweinitz und Major Wenner, 3. v. r. der sowjetische Beobachter General Kislenko, 4. v. r. der alliierte Bevollmächtigte General Morgan, 6. v. r. Gaevernitz.

* Mit dem Schweizer Geheimdienstmajor Waibel und dem Vermittler Husmann.

* Mit Major Waibel.

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