TREFFERQUOTE
(Nr. 10/1967, Medizin)
Zu der von mir zitierten Aussage: »Wenn ein Labor mehr als zehn Prozent Fehler liefert, werde ich nervös« möchte ich gern einige zusätzliche klärende Worte sagen.
Ich fürchte, daß der Laie mit den Ausdrücken »Trefferquote« und »Fehler« vielleicht nicht sehr viel anfangen kann.
Gemeint habe ich mit »Fehler« nicht etwa das Verwechseln von Namen oder falsche Untersuchungsergebnisse durch mangelhafte Ausführung der Untersuchung, sondern die unvermeidlich in der Methode selbst -- bei sorgfältigster Ausführung -- liegenden Fehlergebnisse.
Biologische Reaktionen haben nun einmal leider keine hundertprozentige Sicherheit. Man schränkt diese in der Aussagespanne einer Reaktion liegenden Mängel bekanntlich dadurch ein, daß man verschiedene Reaktionen macht, die zwar jede einen ein- bis fünfprozentigen Fehlerbereich haben, der aber nicht kongruent ist, so daß man schließlich zu einer fast hundertprozentigen spezifischen Aussage kommt. Man kontrolliert -- mit anderen Worten -- eine Methode mit mehreren anderen.
Die in dem Artikel angeführten Beispiele aus Amerika sind in meinem Sinne und meines Erachtens keine »Fehler«, sondern fahrlässige Handlungen, genauso wie das schlechte Beschriften einer Röntgenaufnahme. Dabei darf ich sagen, daß man die Röntgenologie bisher nie zu den Labor-Diagnosen gezählt hat.
Ich stimme mit Herrn Dozent Dr. Büttner überein, wenn er von einer zulässigen Fehlertoleranz spricht, und meine mit ihm damit jene in der Reaktion selbst liegende Schwäche sowie die Grenzen menschlicher Ablesemöglichkeiten -- nicht aber fehlerhaftes Verhalten im Sinne von Verwechslungen, ungenauem Arbeiten etc.
Letztere Versehen würden mich in jedem Einzelfalle zu der Frage veranlassen, durch wen und wodurch sie verschuldet sind.
Ich hoffe, daß heim Leser damit der Eindruck beseitigt ist, als ob wir aus den Laboratorien uns damit abfinden, daß wir fünf Prozent fehlerhafter Ergebnisse im Sinne des fahrlässigen Versehens an die behandelnden Ärzte herausgeben.
Hamburg PROF. DR. MED. ERNST FROMM
Die Deutsche Gesellschaft der Fachärzte für Laboratoriumsdiagnostik bemüht sich seit ihrem Bestehen um die Garantie der Qualität von Laboratoriumsuntersuchungen. So hat sie zum Beispiel kürzlich gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für klinische Chemie eine Arbeitstagung in Düsseldorf abgehalten, die sich ausschließlich mit dem Thema der Qualitätskontrolle und der Richtigkeitskontrolle im medizinischen Laboratorium befaßt hat. Entsprechend dem Grundsatz, daß ein falscher Befund unter Umständen schwererwiegende Folgen haben kann als gar kein Befund, führen die Fachärzte für Laboratoriumsdiagnostik bei ihren medizinischen Untersuchungen laufend Kontrollen der Richtigkeit und der Genauigkeit durch. Hierzu gehören sowohl die Verwendung
* Präsident der Bundesärztekammer, Facharzt für Laboratoriumsdiagnostik und Chefarzt der Abteilung Bakteriologie und Serologie des Allgemeinen Krankenhauses Hamburg-Harburg.
amtlich geeichter Meßinstrumente als auch die Erstellung von Eichkurven, die Verwendung von Standards und die laufende Überwachung der täglich erarbeiteten Untersuchungsergebnisse mit Lösungen bekannten Inhalts.
Leverkusen DR. HERMANN LOMMEL