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Briefe

Trend
aus DER SPIEGEL 11/1972

Trend

(Nr. 10/1972, Ostdebatte im Bundestag) Meiner Meinung nach ist es gerade der jetzigen politischen Veränderung im Weltgeschehen (Nixon in China und die Folgerungen daraus) wegen angeraten, die Verträge mit der UdSSR, Polen und letztlich auch der DDR zum Abschluß zu bringen. Und zwar gerade jetzt, um zu beweisen, daß wir nicht unter dem Druck der Entwicklungen, sondern aus freiem politischen Vermögen politisch aktiv sein können.

Isselburg (Nrdrh.-Westf.) DR. GEORG KLOSS

Jahrelang konnte sich die CDU und ihr schlitzohriger Anhang nicht genug tun, die Volksrepublik China als Rotchina anzukläffen (als gäbe es sinngemäß auch ein Blaubelgien, Lilaluxemburg, Schwarzspanien, Gelbdeutschland etc.) und andererseits die Insel Formosa als Nationalchina zu verherrlichen. Ausgerechnet sie richten jetzt mit erhobenen Zeigefingern gouvernantenhafte Ermahnungen an die Bundesregierung, endlich ihre Beziehungen zu China zu ordnen.

Hamburg ERICH KROHN

Die »Ostpolitik« dieser Regierung liegt im Trend der großen Weltpolitik. Wenn wir uns da quer legen, bleibt uns nur das Schicksal Taiwans.

Neuß (Nrdrh-westf.) HANS-GEORG THAL

Wäre es nicht dringend notwendig, einmal die Tatsache genau zu analysieren, daß die CDU/CSU jedesmal genau dann wie ein Mann applaudierte, wenn ein Redner im Stile von Joseph Goebbels die Gefahr des Bolschewismus an die Wand malte?

Berlin WALTER TIETZE

Ich weiß mich mit nicht wenigen einig in dem -- in der Tat höchstes Mißtrauen anzeigenden -- Verdacht, daß es der deutschnationalen Mehrheit der Opposition nicht auf Selbstbestimmung ankommt, sondern daß sich Roll-back-Denken, daß sich antikommunistisch orientierter Herrschafswille hinter der Chiffre »Selbstbestimmung« verbirgt.

Krefeld BERND KÄMMERLING

Dem Bundeskanzler Willy Brandt ist als Ausfluß seines Wirkens sogar der Friedensnobelpreis verliehen worden, aber das scheint auch nicht evident genug. um die Opposition aus der selbstgewählten Isolation vergangenen. Gedankenguts zu locken.

Kiel GREGOR ALSCHER

Wäre es nicht richtiger, anstatt von einem Moskauer Vertrag von einem Moskauer Diktat zu sprechen?

Bremen J.-H.-W. STANGE

»So nicht!« hat Barzel treffend formuliert. Verträge, die einem Volk in einer Periode der Schwäche gegen seine elementaren Lebensinteressen aufgezwungen werden, dienen nicht der Versöhnung, sondern sind Sprengsätze gegen den Völkerfrieden.

München KURT JACOBS

»Wenn man das Belieben hat, leeres Stroh zu dreschen, so mag man behaupten, daß dem einen Ehegatten auch nach dem Tode des andern sein Recht als Recht auf den andern, dem Kaufmann, dessen Schiff von der See verschlungen wordeß, noch sein Recht auf dasselbe verbleibe. Es ist von jeher die Krankheit der Deutschen gewesen, sich an solchen Formalismus zu hängen und damit herumzutreiben« (Hegel: »Politische Schriften").

Bad Nauheim (Hessen) PH. RIPPEL

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