REGIERUNG Trittin will weg
Der grüne Bundesumweltminister Jürgen Trittin strebt als EU-Kommissar nach Brüssel. In einem Gespräch mit Bundeskanzler Gerhard Schröder hat Trittin, unzufrieden über seine Situation in Kabinett und Partei, sein Interesse angemeldet und mit dem Kanzler einen Kriterienkatalog entwickelt. Der Kandidat müsse, so Schröder in der Koalitionsrunde am vorvergangenen Mittwoch, Wirtschafts- und Verwaltungskompetenz vorweisen. Trittin ergänzte, zu besetzen sei »eine Position, die im nationalen Interesse der Bundesregierung liegt« - und empfahl sich indirekt selbst. Er hat bereits Europa-Erfahrung: In Niedersachsen war er von 1990 bis 1994 Minister für Europa-Angelegenheiten.
Gelöst wäre mit dem Wechsel Trittins eine Reihe von offenen Fragen: Dem Koalitionsvertrag, der den Grünen einen EU-Posten in Brüssel zusichert, wäre Rechnung getragen. Leichter lösbar erschiene dann auch die knifflige Quotenvorgabe der Grünen, die eine zweite Frau im Kabinett vorsieht. Trittin selbst hatte ursprünglich die nordrhein-westfälische Umweltministerin Bärbel Höhn vorgeschlagen. Weil die aber auf dem Parteitag in Bielefeld zu regierungskritisch war, kursiert in Parteikreisen nun der Name von Michaele Schreyer, 1989 und 1990 Umweltsenatorin von Berlin. Die Rochade kommt für Schröder allerdings nur in Betracht, wenn die Grünen bei den Europawahlen die Fünf-Prozent-Hürde schaffen.