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Medien TV-Rückblick

aus DER SPIEGEL 33/2005

Passion Hölderlin

10. August, ZDF-Dokukanal

So für sich hingehen, nichts zu suchen, und plötzlich etwas finden. Solche Wunder gibt es nicht nur in Goethes Wald, sondern auch im Fernsehen. Wer in der vergangenen Woche durch die Premiere-Digitalbox zappte, stieß irgendwo zwischen Hollywood-B-Filmen, Sportkanälen und Beate-Uhse-TV auf kongeniales Fernsehen, tiefsinnig, abgehoben, verrückt, auf eine »wunderbare, verlockende Einladung zum Lesen« ("SZ"). Der ZDF-Doku-Kanal sendete zu wechselnden Zeiten »Passion Hölderlin«, einen Film des Berliner Regisseurs Harald Bergmann, 42. Hat man so etwas schon je gesehen: den Versuch, das Geheimnis der Hölderlinschen Poesie in Landschaft, Schrift, Stimmen, Gedanken, Musik und Szenen zu verwandeln, ohne es im Schulfunkton zu Tode zu erklären? Der Philosoph Heinz Wismann, der Hölderlin-Entzifferer Dietrich Sattler, der Hirnforscher Detlef B. Linke sprühten vor Geist, der Schauspieler Walter Schmidinger rezitierte und entwaffnete jeden skeptischen Zuschauer angesichts der abenteuerlichen Adlerflüge des Dichters durch die Sprache mit der Feststellung, er habe kein Wort des Gelesenen verstanden. Um ein Haar wäre dieser herrliche Ausflug zu den Grenzen des Verstehbaren im Verborgenen geblieben, denn Arte, nicht gerade der Hort des Leichtgängigen, hielt den Film für unsendbar. Dann besann sich das ZDF.

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