TV-Vorschau
Ijon Tichy: Raumpilot
Montag, 23.55 Uhr, ZDF
Angemessen verschrobener Auftakt zu einer sechsteiligen Mini-Serie, sehr frei nach dem polnischen Science-Fiction-Autor Stanislaw Lem: Der Raumfahrer Ijon Tichy (gespielt von Co-Regisseur Oliver Jahn) reist mit seiner etwas verwohnt aussehenden Dreizimmerrakete allein durchs All, ehe eine selbstgebastelte holografische Assistentin (Nora Tschirner) für willkommene Irritationen sorgt. Die sinnfreie Trash-Odyssee, mit einfachsten Mitteln in Jahns Berliner Altbauwohnung gedreht, steht für die Hoffnung des ZDF, sein Publikum zu verjüngen: Die späte Sendezeit ist ein Ärgernis; dass Tichy überhaupt bei den Mainzern landen konnte, ist ein Wunder.
Türkisch für Anfänger
Dienstag, 18.50 Uhr, ARD
Der Titel lügt natürlich. Die Fans dieser preisgekrönten Serie sind längst bestens bekannt mit dem gutmütigen Vater (Adnan Maral), seiner deutschen Frau, der durchgeknallten Psychotante Doris (Anna Stieblich), ihrer spitzzüngigen Tochter Lena (Josefine Preuß) und deren türkischen Zwangsgeschwistern, der zickigen Schleiereule Yagmur (Pegah Ferydoni) und dem heimlich beschwärmten Macho-Bruder Cem (Elyas M'Barek). Der Vorabend ist ein schweres Pflaster, auf dem der ARD zu viel Qualität zum Verhängnis werden kann ("Zwei Engel für Amor"). In den 24 neuen Folgen geht es weniger um Integration und Migrationsprobleme, sondern mehr um Techtel und Gemechtel. Wortwitz leidet nicht. Mutter Doris empfiehlt für die Seelenhygiene: »Ausdruckstöpfern«.
Berlin - Saigon: Aufbruch an die Wolga
Dienstag, 20.15 Uhr, ZDF
Auch wenn die übliche Wodka-Verköstigung nicht ausbleibt - mit Tourismusklischees hat diese vierteilige Reisereportage nichts zu tun. Dirk Sager, ehemaliger Russland-Korrespondent des ZDF, macht sich von Berlin aus auf eine 16 000 Kilometer lange Zugreise nach Saigon in Vietnam. Meisterhaft verwebt der Autor Eisenbahneindrücke, Landschaftsbilder und historisch-politische Information. Sager steigt gelegentlich aus, spricht mit Journalisten, Untergrund-Theatermachern und Bauern über Zensur, sterbende Dörfer und die Erinnerungen an die Sowjetmacht. Mit sensibler Sprache und historischen Archivaufnahmen gelingt dem Autor ein bewegender Vergleich zwischen gestern und heute. Diese Fahrt nach Osten wirkt wie ein Aufbruch in die Zukunft. Wenn der Zug, in Folge drei und vier, China erreicht hat, werden alptraumhafte Perspektiven erkennbar. Die ersten Stationen der Reise: über Warschau, Brest und Minsk bis nach Saratow an der Wolga, hinter der die russische Steppe beginnt.
Pfarrer Braun: Ein Zeichen Gottes
Donnerstag, 20.15 Uhr, ARD
Vielleicht sollte der »kriminalisierende« Pfarrer Braun (Ottfried Fischer) sich bei seinem Bischof Hemmelrath (Hans-Michael Rehberg) die Erlaubnis holen, nach Ironie, Wortwitz und Pfiff zu fahnden. In dieser krampfig-öden Folge (Buch: Arndt Stüwe, Regie: Wolfgang F. Henschel) jedenfalls sind die Gesuchten abgängig.
Troja
Sonntag, 20.15 Uhr, ZDF
200 Tonnen Gips ließ Regisseur Wolfgang Petersen für seine filmische Choreografie des Tötens ausgießen. Mit Gewichtheben, Schwertkampf und Krafteiweiß aus der Tube baute Film-Hero Brad Pitt zehn Kilogramm Muskelmasse auf. An einem Strand in Mexiko zogen stiernackige Statisten einen 11,50 Meter hohen Glasfibergaul in die Stadt des Paris. Die schöne Helena wird von Diane Kruger gespielt, die in der Nähe von Hildesheim geboren wurde. Warum handelt Homers »Ilias« eigentlich vom Zorn? Kannte er etwa diesen Hollywood-Film (2004) nicht?