ALGERIEN / WEIN Über den Rhein
Fellachen, ihr habt die Unabhängigkeit gewollt, nun trinkt euren Wein allein!« -- Mit dieser für Muselmanen schwer erfüllbaren Forderung« protestierten französische Winzer gegen Weinimporte aus Algerien.
20 000 Wein-Demonstranten waren im März nach Carcassonne gezogen, um für die gerechte Winzer-Sache zu kämpfen; 45 wurden im Kampf mit der Polizei verwundet. Jetzt feierten die Wein-Krieger den Sieg.
Rebensaft aus Algier darf fortan nicht mehr mit französischem Wein verschnitten werden -- so eine Novelle zu Frankreichs Weingesetz von 1930.
Bisher war fast der gesamte algerische Import im französischen Konsum-Wein aufgegangen. Mit algerischem Saft machten Frankreichs Wein-Verschneider selbst aus dünnem Rebensaft aus schlechtesten heimischen Lagen genießbaren Vin rouge.
Künftig müssen sie ohne Nordafrikaner auskommen. Er darf nur noch unverschnitten als »vin d'Algerie« verkauft werden. Der schwere Rote von den Atlas-Hängen allein ist den Franzosen aber zu hochprozentig, außerdem mißtrauen sie den Kelter-Künsten ihrer einstigen Lehrlinge.
Folge: Algeriens Devisen-Einnahmen aus dem Weinexport würden etwa auf die Hälfte sinken -- wenn sich nicht neue Abnehmer finden. Paris hat zugesagt, sich bei den Brüsseler Verhandlungen über die Neuordnung des europäischen Weinmarktes für den Algerier einzusetzen -- es will einen Teil des schweren Roten über den Rhein nach Deutschland ableiten.