Umkreisung der Grundfrage
Nr. 2/2004, Gedenken: Die wunderbare Mahnmal-Vermehrung zu Berlin
Ich schäme mich, dass mein Volk die Diktatur und dann die barbarische »Klassifizierung« und Verfolgung von Minderheiten nicht verhindern konnte. Nun schäme ich mich, dass es uns trotz Demokratie nicht gelingt, eine Klassifizierung der Opfer im Gedenken zu verhindern.
STOLBERG (NRDRH.-WESTF.) HELGA DURRA
Wer sich aus der tragischen Vergangenheit unseres Volkes nichts macht, den wird auch ein noch so großes Feld voller Betonklötze und geometrischer Wasserflächen nicht mahnen.
HEMSBACH (BAD.-WÜRTT.) SEBASTIAN SCHLEY
Hier läuft ein unwürdiger Wettbewerb ab, zumal die eigentliche Grundfrage weiter nur umkreist wird: Wie bewirken wir, dass in Zukunft sich diese Verbrechen nicht wiederholen? Werden hier nicht hauptsächlich Zugeständnisse an die Forderungen aus Opfer-Kreisen und das daraus resultierende staatlich verordnete schlechte Gewissen abgeliefert und in Materie gegossen, die im Ergebnis das Gleiche bewirken wie der Aufdruck von Warnhinweisen auf Zigarettenpackungen: gar nichts? Besser wäre die Aufstellung einer einzigen schlichten Gedenktafel für alle Opfer des Nazi-Regimes. Und die Gelder wären besser angelegt in unseren Bildungseinrichtungen - für vermehrte Aufklärung über und Bewusstmachung von Ursachen und Entstehung des Faschismus, mit der Intention, Achtung vor dem anderen als Selbstverständlichkeit anzusehen.
BAD CAMBERG (HESSEN) BRIGITTE SCHREMMER