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Briefe

Unerträgliche Behauptungen, Großes Verdienst
aus DER SPIEGEL 42/1978

Unerträgliche Behauptungen, Großes Verdienst

(Nr. 34-38, 40. 41, Streit um den Literaturkritiker Reich-Ranicki)

Regelmäßig und in Zeitabständen, wie sie Karl Marx für die zyklischen Krisen prognostizierte, erregt sich die deutsche Öffentlichkeit über Marcel Reich- Ranicki. Das erstmal geschah übrigens auch im SPIEGEL. 1964. durch eine Attacke von Reinhard Baumgart, den zweiten Schlag teilte Peter Hamm aus. indem er den an Robert Musil orientierten Begriff des »Großkritikers« erfand. Dem Objekt dieser Schelte hat dies alles nur nützen können. In einer Welt allgemeiner Geschwätzigkeit gäbe es ohnehin bloß ein Mittel von greifender Wirkung: das Schweigen.

Um Marcel Reich-Ranicki wird niemals Schweigen sein.

Bleibt die elende Geschichte mit dem Bonus und der Leiderfahrung. Man kann

es drehen, wie man will: Entweder wird da unterstellt, praktizierter Antifaschismus sei identisch mit Verdummung, oder der Mensch. der den Bonus einstreicht, sei ein Hochstapler. Ich halte beide Behauptungen für unerträglich. Da sie aber aus einem linken Kontext kommen, muß daran erinnert werden, daß es auch einen linken Antisemitismus gibt, dessen abschreckende Galionsfiguren zum Beispiel Stalin und Moczar heißen.

Berlin (DDR) ROLF SCHNEIDER

Großes Verdienst

(Nr. 37/1978, SPIEGEL-Titel »Menschenversuche in deutschen Krankenhäusern") Ich habe in der »Neuen Juristischen Wochenschrift« den Nachweis versucht. daß die Thesen Finckes unrichtig sind, weil sie von unzutreffenden strafrechtlichen Ansätzen ausgehen und weil sie sich auf lebensfremde, in der klinischen Prüfung von Arzneimitteln in der Bundesrepublik nicht vorkommende Sachverhalte beziehen. Die einseitig polemisierende Darstellung Ihrer Titelgeschichte hat freilich ebenso wie die Streitschrift von Fincke das große Verdienst, auf ein bisher noch nicht erkanntes schwerwiegendes Problem aufmerksam zu machen.

Kiel PROF. DR. ERICH SAMSON Universität, Juristisches Seminar

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