Zur Ausgabe
Artikel 93 / 98

Briefe

Unglauben sogenannter Gelehrter
aus DER SPIEGEL 42/1972

Unglauben sogenannter Gelehrter

(Nr. 39/1972, Kirche)

Der Begriff »Heilige oder Betrügerin?« in Ihrem Bericht über Therese von Konnersreuth ist in jeder Hinsicht nicht richtig. Therese war nichts weiter als ein naiv gläubiges Kind, das Gott so liebte, wie es ihr gelehrt wurde. Wie war diese Lehre denn? Man sagte ihr, daß ein »Christ« »zum Leiden« geboren sei, daß ein »Christ« mit diesem Leid Seelen retten kann. Sie vertiefte sich in diese Lehre und -- wurde hysterisch oder wahnsinnig. Heute beweist die Wissenschaft längst, daß Leid die Wurzel allen Übels ist, also auch des Wahnsinns.

Issum (Nrdrh.-Westf.) MARIANNE VON DYCK

Therese hat nie behauptet, sie verstehe Aramäisch: vielmehr nannte sie die Sprache »so olber«, also ihr unverständlich. Dr. Hanauer nimmt in seinem Buche offenbar an, Therese habe diese aramäischen Brocken von dem katholischen Theologen Professor Wutz erst erlernt. Davon kann gar keine Rede sein. Beweisend ist das Kreuzeswort »Mich dürstet«. Prof. Dalman (Rostock) hatte dafür aramäisch »sachena« angesetzt, und das fand in der Fachwissenschaft einhellige Zustimmung. Auch Professor Wutz würde dieses »sachena« der Therese »beigebracht« haben, weil er gar keine andere aramäische Wendung dafür kannte. -Therese jedoch beharrte, sie höre in ihren Schauungen Jesus am Kreuze mit geschwollener Zunge mühsam das Wort »äs-che« hervorstoßen. Dieses Wort existiert in keinem Buche, in keiner Bibliothek der ganzen Welt, kein Gelehrter hat es je erwogen -- und doch ist es ein nach den Gesetzen der semitischen Sprachwissenschaft korrekt gebildetes aramäisches Wort in der Bedeutung »ich dürste« (also nicht »mich dürstet«, wie Luther das griechische dipsô übersetzte). Dies ist nicht das einzige Beispiel dieser Art, aber das frappanteste. Fest steht, daß die »einstige Zwergschülerin« Therese Ihres Berichtes nicht hat erfinden können, was wissenschaftlich richtig ist, jedoch von keinem Aramäisten je rekonstruiert worden war (das Aramäische ist uns nur unvollständig überliefert). Hier liegt ein unumstößlicher Beweis dafür vor, daß Therese von Konnersreuth in ihren Schauungen der Passion Jesu -- zumindest teilweise Wahres gesehen und gehört hat, das wir aus anderen Quellen nicht kennen.

Göttingen PROF. DR. WALTHER HINZ

-- Es gab Augenzeugen, die bei der Stigmatisierten zugegen waren, um nur zwei Namen zu nennen: meine Mutter Margarete Pösl und ihr Onkel Kulzer aus Amerika, der sich nach diesem Besuch bekehrte und eine Audienz beim Papst erreichte.

2. Therese Neumann wurde während der Hitler-Zeit zwei Jahre lang unter Beobachtung gestellt, bei der nachgewiesen wurde, daß sie außer der in Wasser gelösten Hostie nichts zu sich nahm.

3. Es müßten heute noch Zeugen vorhanden sein, die bestätigen, daß Therese Neumann beim Löschen des Brandes im Nachbarhaus ihr Augenlicht verlor, und seit dieser Zeit erblindet war.

Augsburg KARL PÖSL

Der SPIEGEL tritt gerne für die Außenseiter der Gesellschaft ein. Diesmal hat er sich auf die falsche Seite verirrt. Es gilt, einfache Menschen des Volkes vor dem Unglauben sogenannter Gelehrter zu verteidigen, die durch ihre philosophischen Vorurteile mit Scheuklappen versehen nicht einmal die Wunder von Lourdes zur Kenntnis nehmen wollen, weil es ihnen nicht in den Kram paßt.

Studtbergen (Bayern) EGON BERTELE

Ich lese ihre Zeitschrift sehr regelmäßig. In dieser langen Zeit habe ich noch nie einen positiven Beitrag über die Kirche gefunden.

Endorf (Bayern)

JOHANNA UNTERREITMEIER

Zur Ausgabe
Artikel 93 / 98
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren