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Briefe

Unterlassene Prophylaxe
aus DER SPIEGEL 20/1978

Unterlassene Prophylaxe

(Nr. 12, 13/1978, Medizin: Malaria wieder im Vormarsch)

Der Artikel war knapp in den Formulierungen und im Sachlichen erfreulich richtig. Das Echo in der Leserschaft war erstaunlich groß. Den zahlreichen Anrufen haben wir aber entnehmen können, daß die Nebeneinanderstellung von vermehrten und schweren Malariaerkrankungen in der Bundesrepublik in Zusammenhang gebracht wurde mit den mehr oder minder ausgeprägten Resistenzerscheinungen bei Tropicainfektionen in anderen Teilgebieten der Welt. Zahlreiche Anrufer glaubten, daß die Malariafälle der letzten Wochen auf Unwirksamkeit von Chioroquinepräparaten (zum Beispiel Resochin) zurückzuführen seien.

Wir müssen mit Nachdruck darauf hinweisen, daß diese Ansicht falsch ist. Die spektakulären Malariaerkrankungen stammten ausnahmslos aus Schwarzafrika. Die betroffenen Personen hatten entweder gar keine Malariaprophylaxe durchgeführt, oder sie hatten es unterlassen, nach Beendigung der Reise die Prophylaxe noch vier bis sechs Wochen weiter einzunehmen. Bei einigen Erkrankungen war es deshalb zu der Malaria gekommen, weil sie ein Präparat eingenommen hatten, das ohne Kombination mit Chloroquine (Resochin) schon seit langer Zeit in Afrika als unwirksam bekannt ist.

Mit großer Sicherheit kann man sagen, daß wahrscheinlich jeder dieser Malariafälle hätte vermieden werden können, wenn die Erkrankten regelmäßige, ausreichend lange und mit Resochin kombinierte Malariaprophylaxe genommen hätten.

Tübingen DR. P. MATTHÄI Universität Tübingen Tropenmedizinisches Institut

Im Hinblick auf zunehmende Chloroquinresistenzen bei Malaria ist nur zu wünschen, daß wirksame Präparate, wie zum Beispiel das von Ihnen erwähnte »Fansidar«, baldmöglichst auch in der Bundesrepublik erhältlich sein werden.

Eschborn (Hessen) DR. MED. GEORG SCHLIE D. T. M. & H. (Liverpool), Arzt und Tropenkrankheiten

Es ist ganz unbestreitbar, daß in den letzten Jahren Plasmodienstämme aufgetreten sind, die gegen Chloroquine (unser Resochin) resistent sind. Geographisch ist diese Erscheinung auf SO-Asien, Ozeanien sowie Nordbrasilien konzentriert. Es ist jedoch keineswegs so, daß Chloroquine in den genannten Ländern keine Wirkung mehr hätten, denn die überwiegende Mehrzahl der Erreger spricht nach wie vor auf das Medikament an. Deswegen und nicht zuletzt wegen seiner geringen Nebenwirkungen wird es auch von der Weltgesundheitsorganisation und den Malariaexperten nach wie vor als Mittel der ersten Wahl zur Malariaprophylaxe betrachtet. Nur in begrenzten Gebieten mit nachgewiesener Chloroquin-Resistenz sollte man den Einsatz von Langieit-Sulfonamiden in Kombination mit Pyrimethamin in Erwägung ziehen. Zu beachten ist jedoch in diesem Falle, daß es auch gegenüber diesen Wirkstoffen Resistenzerscheinungen (anderer Erregerstämme) gibt.

Wie Sie in Ihrem Beitrag richtig schreiben, bestehen ja auch bei der zweiten Komponente der Malariabekämpfung -- der Vernichtung der Anopheles-Mücken -- Resistenzprobleme. Da diese Widerstandsfähigkeit der Anopheles-Mücke jedoch überwiegend gegen das bislang meist angewendete DDT und Dieldrin besteht, lassen sich in solchen Fällen zum Beispiel die bei der WHO ebenfalls zugelassenen Präparate Malathion sowie das aus unserem Hause stammende Baygon einsetzen.

Leverkusen SCHMIDT / DR. SCHULTHEIS Bayer AG

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