POLEN Vatikan gegen Maryja
Der Vatikan will den rechtsnationalen katholischen Sender Radio Maryja disziplinieren und rüttelt damit am Machtfundament der Brüder Kaczynski (Kaczyński). Die Zwillinge und ihre Partei »Recht und Gerechtigkeit« (PiS) hatten im Herbst sowohl die Parlaments- als auch die Präsidentschaftswahl gewonnen - nicht zuletzt mit Hilfe der rechten Stimmung, die von der radikalen Radiostation nach Kräften geschürt wurde. Der päpstliche Nuntius an der Weichsel veröffentlichte nun einen Erlass, nach dem Geistliche, die für Medien arbeiten, künftig die Genehmigung ihres Bischofs einholen müssen. Papst Benedikt XVI. hatte sich bereits Ende November gegen die Einmischung katholischer Presseorgane in die polnische Politik ausgesprochen. Der Warschauer Soziologe Edmund Wnuk-Lipinski (Wnuk-Lipiński) sieht darin einen »Warnschuss« gegen den Sender, der aber auch die neuen Machthaber trifft. Um sich die Unterstützung vom rechten Rand zu sichern, hatten in den vergangenen Wochen nicht nur PiS-Parteichef Jaroslaw Kaczynski, sondern auch der neue Premier Kazimierz Marcinkiewicz und verschiedene Minister vor den Mikrofonen des Senders und dessen Fernsehstation Trwam Platz genommen. Damit verhalfen sie dem Zentralorgan der katholischen Eiferer unter Pater Tadeusz Rydzyk aus der politischen Isolation. Der Ordnungsruf aus dem Vatikan diene aber auch dazu, die polnischen Bischöfe zu disziplinieren, meint Wnuk-Lipinski. Die hatten sich nämlich bisher nur lau gegen die Hetzer gewandt oder den Sender sogar unterstützt.