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Briefe

Verlorene Unschuld
aus DER SPIEGEL 33/2005

Verlorene Unschuld

Nr. 31/2005, Drogen: Der schwierige Einsatz der Bundeswehr im Opiumland Afghanistan

Ihr facettenreicher Bericht macht den Widersinn der Drogenbekämpfung durch die westlichen Staaten leider nur im Ansatz deutlich. Das Problem sind nicht die armen Teufel von Koka- oder Mohnbauern, sondern die Konsumenten und Händler. Soldaten sollten nicht in einen Einsatz befohlen werden, dessen Vergeblichkeit feststeht. Solange Drogen gerade wegen ihrer Illegalität gigantischen Profit ergeben, werden Mittel und Wege gefunden, das Zeug an den Konsumenten zu bringen. Eine erfolgreiche Strategie erfordert ehrliche, ständige Aufklärung, verstärkten Jugendschutz, extrem hartes Vorgehen gegen Händler und risikoarmen Zugang zu Drogen für diejenigen, denen eh nicht mehr zu helfen ist. Dies alles wäre nur in einer gemeinsamen, langfristig angelegten Aktion der Konsumentenländer sinnvoll. Ein Alleingang, wie ihn die Niederländer versucht haben, würde scheitern.

MECKENHEIM (NRDRH.-WESTF.)

RÜDIGER MUELLER

Als Grundübel der Drogenproblematik stellt sich also nicht nur die Existenzfrage afghanischer Bauern, sondern vor allem die dilettantische Inkonsequenz deutscher Außenpolitik dar. Unseren Soldaten ist angesichts ihrer Tatenlosigkeit kein Vorwurf zu machen; ihnen sind politisch gewollt die Hände gebunden, und sie leisten, wie ich selbst erlebte, sehr gute und respektable Arbeit. Dennoch wird die Bundeswehr »ihre Unschuld verlieren« müssen. Hier ist aber eine verantwortungsbewusste Regierung vonnöten, und Deutschland hat jene, die es verdient.

AICHACH (BAYERN) CHRISTIAN FRANZ

Weil Heroin Menschen in Deutschland zerstört, zerstören wir Mohnfelder in Afghanistan? So wie die USA Kokafelder in Lateinamerika zerstören, weil Kokain Menschen in den USA zerstört? Und weil Alkohol Menschen in Deutschland zerstört, zerstören wir nun Hopfenfelder? Ich halte es für Augenwischerei zu meinen, wenn alles Heroin und Kokain vom Markt verschwunden sei, wäre das Drogenproblem gelöst. In Labors warten längst scharfe synthetische Stoffe, die rasch für Ersatz sorgen können. Konstruktiver als diese Zerstörenin-der-Ferne-Phantasien wäre es, sich dem eigentlichen Problem in der Nähe zu stellen: Es muss unser Interesse sein, dass junge Menschen aller Schichten mehr Ich-Stärke erwerben und damit gegenüber den Verlockungen der Drogen gefeit sind.

ROTENBURG/WÜMME GERDA MEHL

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