GEISELAFFÄRE Verscherzte Sympathie
Weil einige von ihnen gutbezahlte Interviews gaben, haben sich die 15 Briten, die 13 Tage lang in iranischer Geiselhaft waren, Sympathien verscherzt. Deshalb bemüht sich Premier Tony Blair nun um Schadensbegrenzung: Die Erlaubnis für die Marinesoldaten, ihr Leiden zu vermarkten, sei insgesamt keine gute Idee gewesen, angesichts der »außergewöhnlichen Lage« aber verständlich. »Es ist besser«, sagte Blair, »die Angelegenheit zu steuern, als sie laufen zu lassen.« 2 der 15 gaben Boulevardblättern Interviews, wobei Faye Turney 117 000 Euro vom Revolverblatt »Sun« und vom Fernsehsender ITV bekommen haben soll. Die Genehmigung hatte das Verteidigungsministerium erteilt. In Not ist jetzt vor allem Verteidigungsminister Desmond Browne, der herumdruckste, er hätte »auch eine andere Entscheidung« treffen können als der unmittelbar verantwortliche Vizeadmiral Adrian Johnes, habe das aber nicht. An diesem Montag muss sich Browne dem Unterhaus stellen, voraussichtlich in hitziger Atmosphäre.
Von der »schlimmsten Krise der Marine seit Argentiniens Invasion auf den Falkland-Inseln« spricht die Opposition, die sich den öffentlichen Unmut über die Geiseln zunutze
macht. Und dann setzt auch noch der Feind in Teheran nach. Die Iraner wollen nun ihrerseits die Geiselnahme vermarkten - als Buch und Film. Die Regierung von Staatschef Mahmud Ahmadinedschad versteht die angekündigten »Dokumentationen« als Konter auf die »kindische Show« der Briten nach der Freilassung der Seeleute. Insbesondere will Teheran auf den Vorwurf der Soldaten reagieren, sie seien dazu gezwungen worden, die angebliche Grenzverletzung in Briefen und vor laufenden Kameras einzugestehen.