VERSTIMMT
Diese Reichen Deutschlands und dieser mächtige Axel Springer haben es Ihnen wirklich angetan.
Seit zirka zwei Jahren lese ich mit viel Interesse Ihr Nachrichtenmagazin - sicherlich das intelligenteste Magazin, das mich hier in Acapulco erreicht. Sicherlich steht der SPIEGEL auf derselben Stufe wie die amerikanischen Magazine »Time« und »Newsweek«. Doch hier eine Frage: Ist es ein Verbrechen, reich und erfolgreich zu sein?
Ich selbst habe dreimal ohne jegliche Hilfe mit nichts angefangen. Meine erste Karriere endete mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges. Zur Zeit bin ich hier ins Hotelfach 'rübergesiedelt und habe heute die Direktion über verschiedene Hotels und Klubs (Gesamtwert zirka fünf Millionen Dollar), wovon ich einen Teil selbst besitze. Dies
ist das Ergebnis von 40 Jahren harter Arbeit, geerbt habe ich nie. Denken Sie sich als Deutscher Meister der Nachrichtenmagazine: Möchten Sie nicht gern Europameister oder sogar Weltmeister werden?
Erfolgreiche Streber sollten geehrt und hochgehalten werden, gibt es doch nur noch wenige.
Acapulco (Mexiko) TEDDY STAUFFER
Auf Grund der Lektüre Ihrer Artikelserie »Die Reichen in Deutschland«, die ich mit Interesse gelesen habe, möchte ich Ihnen einige Fragen stellen:
Warum haben Sie diese Serie überhaupt gebracht? Taten Sie es um der Sensation willen? Um die Auflage des SPIEGEL zu erhöhen? Oder geschah es - was man fast annehmen möchte -, um Neid, Mißgunst und Verachtung für eine kleine Gruppe hart arbeitender Menschen zu erregen, die am Wiederaufbau unseres Vaterlandes wesentlich beteiligt waren und die heute seine Wirtschaft weitgehend tragen?
Sie sind nur allzusehr im Recht, wenn Sie lautes Protzentum und Wichtigtuerei mit Titeln und Ehrenämtern verurteilen. Und berechtigterweise fordern Sie von unserer wirtschaftlichen Oberschicht, von den »Reichen«, daß sie eine Art von Elite darstellt, daß sie Leitbild ist.
Sie definieren den Reichen als einen Menschen, der für private Zwecke mehr als eine Million jährlich ausgeben kann.
Sie unterscheiden aber bei den von Ihnen genannten Persönlichkeiten keineswegs zwischen solchen, die das auch tun, und anderen, die das verdiente Geld unternehmerisch nutzen. Mehrmals setzen Sie sogar die Begriffe »der Unternehmer« und »der Reiche« gleich, obwohl Sie Professor Schneider sagen lassen, daß der Unternehmerberuf unvereinbar mit großem privatem Aufwand sei. Ist nicht vielmehr nur der als »reich« zu bezeichnen, der über reichlich bares Geld und außerdem über viel freie Zeit verfügt?
Wie soll nun Ihrer Meinung nach der Lebensstil der Reichen und der Unternehmer (wir wollen beide als Oberschicht betrachten) aussehen? Was sollen sie tun, um die Forderung nach einem Leitbild für alle zu Ihrer Zufriedenheit zu erfüllen? Sollten sie Zeit, Mühe und Geld für Repräsentation opfern? Sollen sie Kultur, das heißt Schönheit, Geist und Stil in ihrer Umgebung pflegen? Sollen sie je nach Begabung und Neigung Kunst und Wissenschaften fördern und sich um soziale Belange kümmern, oder all diese Dinge, die ihrem Wesen nach individuelle Entscheidungen fordern, dem Staat überlassen? Oder finden Sie es wünschenswert, daß eine Elite Einfachheit und Sparsamkeit in puritanischem Sinne vorlebt? Ist es heutzutage einem Reichen beispielsweise gemäß, in einem Schloß oder in einem Reihenhaus zu wohnen?
Auf den vielen Seiten Ihrer Ausführungen üben Sie in inkonsequenter Weise Kritik an allen dargestellten Lebensauffassungen. Daher möchte ich Sie abschließend bitten, für uns Leser ein Ihnen ideal erscheinendes Vorbild zu nennen oder zu entwerfen. Irgendwo muß es das doch geben! Vielleicht in anderen Schichten? Oder in den Eliten anderer Länder? Wenn es uns imponiert und gefällt, werden wir ihm gern und dankbar nacheifern.
Bielefeld MAJA OETKER
Das war niemals Frau Heidi Horten, die Sie in Ihrer Serie »Die Reichen in Deutschland« brachten! Die richtige Frau Horten ist eine Persönlichkeit mit sehr bemerkenswerten hellgrünen Augen! Ich kenne sie ganz gut, denn ich photographiere sie seit Jahren, und schicke Ihnen beiliegend einige neuere Bilder.
Bemerkenswert an dieser reichen, jungen Frau in heutigen Tagen ist ihre Unlust, sich besonders mit attraktiven Kleidern und Frisuren zu beschäftigen. Als Photographin ist man auf derlei angewiesen. Aber Frau Heidi Horten wirkt sehr unabhängig und absolviert ihren Großstadtalltag völlig ungeschmückt, ungeschminkt und unmanipuliert. Nur auf einem Fest habe ich mal Schmuck an ihr gesehen. Sonst nicht. Und sowas - wie gesagt - heutzutage!
Düsseldorf LISELOTTE STRELOW*
SPIEGEL-Leserin Liselotte Strelow hat recht: Das SPIEGEL-Photo zeigte Filmstarlet Bibi Jelinek. - Red.
Bei der bekannten Wohlinformiertheit des SPIEGEL, die sich besonders auch in prägnanten Kurzreferaten über neueste wissenschaftliche Entwicklungen erweist, darf eine entstellende Randbemerkung in Ihrem Aufsatz »Die Reichen in Deutschland« nicht unkorrigiert bleiben. Total irrig ist die Annahme, daß sich ein Reicher durch meine Behandlungsmethoden besonders angezogen fühlen könnte, denn diese sind alles andere als verwöhnend, - sondern Mitarbeit und Eigenverantwortung fordernd.
Es werden auch keine Loopings gegen Manager-Neurosen gedreht, schon weil die Maschine (KL 35) nur einsitzig für Kunstflug zugelassen ist.
Es dreht sich natürlich auch nicht um den Genuß angeblich komplexsanierender Höhenluft (die den Managern bequemer zur Verfügung steht als in einer offenen Sportmaschine), sondern um das Behandlungsprinzip, neurosekranke Patienten an ihrer Gesundung durch eigene aktive Leistung grundsätzlich zu beteiligen, die durch freiwillige Teilnahme an objektiv harmlosen, subjektiv aber als gefahrvoll, unbequem oder schwierig erlebten Realsituationen unter persönlicher Assistenz des Arztes unter Beweis gestellt wird.
Baden-Baden DR. MED. H. SCHULZE
Die Leserzuschrift von Herrn Porzelt bezüglich des Parksanatoriums in Bad Neustadt ist von Anfang bis Ende eine üble - wenn nicht niederträchtige - Verleumdung. Alle anwesenden Kurgäste, denen die Auslassungen des Herrn Porzelt bekannt wurden, haben ohne Ausnahme bestätigt, daß seine Angaben unwahr sind. - Die Verpflegung ist weder knapp noch eintönig. Die Geschichte mit dem Fahrstuhl ist eine Erfindung des Herrn Porzelt, da nach ausdrücklichem Befragen der Patienten keiner durch das Fahrgeräusch nur in etwa beeinträchtigt wird. Und gepflegte Aufenthaltsräume sind mehr als genug vorhanden.
z. Z. Bad Neustadt H.-J. RANK
In Nummer 41 schreiben Sie, edle Herren, vom alten Bitterbös Friedrich von Flick, möge ihn der Teufel holen (ich bin kein Christ), Butterbrote eßend -Rhein-Bank-Arbeiter. Der Arbeiter war ich! Als alter SPIEGEL-Leser kenne ich Flick natürlich und dachte mir, warte, dem sagste jetzt die reine, relative Wahrheit. Ich sagte ihm, Schande über Deutschland, verfluchte die Reichen, lobte die Kommunisten und die DDR, verdammte Erhard und seine Regierung plus EWG, Hallstein und Beamtenschaft, verwünschte Amerika und die deutsche Arschkriecherei, sagte, daß ich bei der Feldmühle in Lülsdorf als Arbeiter dritten Grades unterbezahlt beschäftigt sei. Beschimpfte Flick und seinen Konzern und unterhielt mich mit ihm über den Streit mit seinem Sohn. Dann fuhr er benommen davon.
Köln HELMUT BÄSSLER
Stauffer**
** Hotel- und Nachtklubbesitzer in Acapulco; bis 1940 leitete er das berühmteste Tanzorchester Europas ("Original-Teddies"). 1941 emigrierte er wegen des von Goebbels erteilten Auftrittsverbots in die USA.
Maja Oetker *
* Porträtphotographin. Autorin des Buchs »Das manipulierte Menschenbildnis oder Die Kunst, fotogen zu sein«.
Bibi Jelinek
Heidi Horten
* Ehefrau von Rudolf August Oetker.