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Briefe

VÖLKERMORD
aus DER SPIEGEL 25/1967

VÖLKERMORD

(Nr. 23/1967, Schlacht um Israel)

Das deutsche Volk ist dabei, eine historische Chance zu verpassen. Seit 20 Jahren hat sich kein Deutscher zu Israel oder zum Judentum geäußert, ohne zutiefst zu bedauern, daß man nicht mehr tun könne, als den guten Willen zu zeigen, und man hat stürmisch, oft sogar recht beleidigt, die Anerkennung dieses guten Willens gefordert. Nun könnte man mehr zeigen. Nun könnte das deutsche Volk aufstehen wie ein Mann, den von erneutem Genocid bedrohten Überlebenden des jüdischen Volkes zur Hilfe zu eilen. Wo bleiben die Zehntausende von Freiwilligen, die begierig die einzigartige historische Chance ausnützen, den blutbefleckten Namen ihrer Heimat zu rehabilitieren? Wieder soll das jüdische Volk vernichtet werden. Die deutsche Öffentlichkeit steht abseits, die deutsche Regierung betreibt eifrig die diplomatische Aussöhnung mit den Aggressoren. Ob man sich auch im Zeitalter des Fernsehens wieder so erfolgreich auf »Nichtgewußthaben« herausreden wird?

Wageningen (Niederl.) WALTER PILNIK

Wenn es zum Krieg kommt zwischen den Arabern und Israel. werden wir ja sehen, wer die Juden besser ermorden kann -- die mohammedanisch erzogenen Araber oder die christlich erzogenen Deutschen.

Kiel FRANZ DENNER

Nachdem ich Gelegenheit hatte, das Nil-Land zu bereisen, stelle ich mir die Frage, was eigentlich der Unterschied zwischen dem Neuen Reich und dem Heute sei. Ich glaube, es gibt nur eine Antwort: dreieinhalbtausend Jahre. Der neuen Verkörperung des Amon Re, Nasser, samt seinen diversen Kulten einerseits stehen die »dämonischen« Israelis, die bösen Geister andererseits gegenüber. Von der Bekämpfung dieses Dämonismus leitet der Gott seine Rechtfertigung und die Rechtfertigung seiner Nebengötzen ab.

Leverkusen (Nordrh.-Westf.) S. ROSSKOPF

Obwohl zweifellos auch verständige Menschen die Existenz Israels nicht als akzeptabel empfinden, sogar Antisemitismus zuweilen da und dort bemerkbar ist, gibt es keinen Zweifel, daß wir gegen den unverschämten, friedensverletzenden Druck gewisser Ober-Araber Stellung beziehen müssen. Das Gleichgewicht auf unserem Globus wird durch die tanzenden Derwische gestört. Während Peking unter der Devise »das Land erobert die Städte« über Vietnam, Afrika und Südamerika weitausholend den atlantischen Raum isolieren und erobern will, erfolgt der Druck der Moskowiter auf der kürzeren Route, entlang dem Ostmittelmeerraum und Nordafrika.

Klar erkannt wurde von den Moskowitern, daß dieser Weg kürzer ist, Wehe dem Westen, wenn er glaubt, daß Israel das separate Ziel der Araber ist. Wehe dem, der aus antisemitischen Gründen nicht nüchtern kalkuliert. Die Existenz Israels, so glauben die Araber, sei ihnen ein Dorn im Auge. Für die Roten aber ist es ein echter Hemmschuh bei der Einkreisung der freien Welt im Rahmen der Weltrevolution. Diese Einkreisung, nach Moskowiter oder Pekinesen-Art, ist die Weltgefahr Nummer eins. Und die Araber marschieren bereits als Vorhut im Takt, der in Moskau geschlagen wird.

Boksburg (Südafrika) SIEGFRIED MUELLER

Gegenwärtig steigert man sich -- mit »man« ist in erster Linie die marktbeherrschende Springer-Presse gemeint -- in einen schon krankhaft anmutenden missionarischen Eifer für Israel hinein.

Eine Bestandsaufnahme ergibt folgendes (man erspare mir Beispiele, die Zeitungsartikel sind damit gepflastert): Auf der einen Seite eine penetrante »Schalom«-Romantik mit beherrschten Kibbuzwächtern und süßherben »Sabres«, die zu allem Überfluß noch die wahren Werte des westlichen Abendlandes mitten in einer dumpf-brodelnden, fanatischen und primitiven Umwelt hochhalten -- auf der anderen Seite der gefährliche und von Moskau gelenkte Nasser, der eben diese primitive Umwelt zu dauernden Aggressionsakten führt, obwohl er -- so ebenfalls die westdeutsche Presse -- erstaunlicherweise ständig an Einfluß verliert.

Meine ägyptische Frau (Aha, werden Sie sagen, aber warten Sie bitte!), die politisch durchaus auf der Nasser-Linie liegt, sagte mir neulich etwas sehr Eigenartiges: Bisher habe sie nicht verstehen können, wie die Deutschen * Im Zweiten Weltkrieg Wehrmachts-Oberleutnant; im Kongo diente er (1964- 1965) als Major ("Kongo-Mueller") in Moïse Tschombés Söldner-Armee.

jemals Antisemiten oder Judenverfolger hätten sein können -- wenn sie aber die Artikel in deutschen Zeitungen über Nahost lese, dann könne sie auch begreifen, wie sich antisemitischer Rassenwahn und blinder Nationalismus hier hätten breitmachen können.

Hamburg GERHARD BEHRENS

... wäre allerdings noch zu erwähnen, 1. daß der Hauptgrund für die heutige Lage die Vertreibung von 1,3 Millionen Arabern aus Palästina ist. Die Uno hat Israel mehrfach aufgefordert, diese armen Menschen entweder in ihre Heimat zurückkehren zu lassen oder sie zu entschädigen. Beides hat Israel abgelehnt;

2. daß sich Israel nach dem Waffenstillstand von Rhodos (24. Februar 1949), der den ersten Palästina-Feldzug beendete, gewaltsam ägyptischen Gebiets bemächtigte und dort den Hafen von Eilat errichtete.

Tutzing (Bayern) HELMUT DROEHMER

In der Titelgeschichte berichten Sie, wie sich der indische Uno-General Rikhye von dem israelischen Feldwebel Schitrit verabschiedet. Auf dem dazugehörigen Bild sieht man aber deutlich, daß einer der beiden Abgebildeten Schwede ist. Ist Ihr Bild ein Türke*?

Stuttgart H. STRÖHM

Durch den Abzug der Uno-Streitkräfte, die bisher an den »Explosivpunkten«, Gaza-Streifen und Scharm el-Scheich, stationiert waren, ist ein militärisches Vakuum entstanden, das Präsident Nasser nutzt, um diesem gleichfalls ein politisches hinzuzu

Nein. Das Photo zeigt die Abschiedsszene am Gazastreifen. Der Israeli ist Feldwebel Schitrit, der einem Schweden die Hand drückt. -- Red.

fügen. Es fragt sich nur, inwieweit er die Existenz seines Staates damit aufs Spiel setzt, zumal die wirtschaftlichen Schwierigkeiten im eigenen Land beträchtlich angewachsen sind.

Hannover WOLFRAM MENNECKE

Ich darf Ihnen sagen: Sie sind zur Zeit die einzige deutsche Zeitschrift, die wirklich objektiv und sachlich über das Problem Israel/Arabische Staaten berichtet hat. Dafür danke ich Ihnen aufrichtig.

Wenn Sie indessen von dem Terror syrischer beziehungsweise arabischer Partisanen gegen Israel berichten, dann bitte ich Sie, zur Ergänzung Ihrer Darlegung ein Reporterteam in die Flüchtlingslager in Beirut oder Damaskus zu entsenden und dort an Ort und Stelle durch Augenzeugen zu eruieren, aus welchem Grunde die Araber möglicherweise Partisanen nach Israel schicken. Wissen Sie, daß allein in Beirut und Damaskus je 100 000 Flüchtlinge leben? Büdingen (Hessen)

EITEL-WILHELM SCHULTZEN

In Wirklichkeit spielt sich hier ein amerikanisch-russischer Machtkampf um das Öl des Persischen Golfs ab. Da England sich von den Resten seines Imperiums zurückzieht, versucht Rußland, das im Jemen und durch seinen Verbündeten Ägypten in Aden engagiert ist, sich in diesem Gebiet festzusetzen und das Erbe Englands anzutreten.

Raanana (Israel) WERNER SIODMAK

Zu meiner Überraschung las ich, daß sich 70 bis 80 Freiwillige für Israel im Kampf gegen die ehrenhafte Arabische Liga gemeldet haben. Ich selbst würde mich gern bei einer geeigneten Meldestelle für Nasser melden. Bekanntlich ist Israel schon seit dem Altertum Weltunruheherd Nummer eins. Die Pestbeule muß aufgeschnitten werden, sie ist längst reif. Somit rufe ich Nasser und meinen Gesinnungsfreunden als Kampfparole zu: »Macht kurzen Prozeß.«

Siegen (Westf.) KLAUS SEIBEL

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