MODERNES LEBEN Volkszorn im Volkspark
Der Volkszorn brach im Nürnberger Volkspark Marienberg aus: »Verschandelung der Landschaft«, kritzelten anonyme Kunstkritiker auf die Werke der beiden Nürnberger Fotografen Günter Wittmann und Reinhard Völkel. Den fränkischen Spaziergängern war ein bizarres Experiment am Wegrand zugemutet worden: die 1,5 Kilometer lange Fotoausstellung »Transamerica« - 226 großformatige Fototafeln (76 x 101 Zentimeter) im Abstand von je sechs Metern, die chronologisch eine dreitägige Eisenbahnreise von New York nach San Francisco dokumentieren - alle 20 Minuten ein Foto. Heraus kam keine geschönte Amerika-Hymne im Stil opulenter Bildbände, keine glorifizierende Western-Romantik oder Eisenbahn-Nostalgie, sondern eine »serielle Fotoreise«, die eine seltsam unterkühlte und karge Schwarzweißwelt zeigt: Baustellen und Fabrikhöfe, Felder, Steppen und Berge im monotonen Rhythmus einer Bahnreise. Menschenleer ist diese Neue Welt zudem: Nur einmal waren die Köpfe zweier Autofahrer zu sehen.