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»Vom Briefinhalt stets erheitert«

Auf illegale Methoden der Datenbeschaffung durch Adressen-Verlage hat der Regensburgerjura-Professor Wilhelm Steinmüller die Bundesregierung hingewiesen. Steinmüller legte dem Innenministerium die Aussage eines Adressenverlags-Mitarbeiters vor, der aus beruflichen Gründen anonym bleiben will:
aus DER SPIEGEL 48/1973

Während eines Jobs in einem ... Adressenverlag bemerkte ich, daß häufiger große Jutesäcke voll geschlossener Briefumschläge angeliefert wurden. Adressiert waren die Briefe an bekannte Wochenzeitungen und -zeitschriften, von denen ich ... erinnere. Als Zusatz trugen die Umschläge eine Chiffrenummer.

Auf meine Frage an die vom Briefinhalt stets erheiterten ständigen Mitarbeiter ... die diese Briefe aus werteten, wurde mir ... erklärt: Diese Briefe stammten von Lesern, die sich auf Bekanntschafts- oder Heiratsanzeigen hin meldeten. Da aber zumeist sehr zahlreiche Zuschriften kämen und die Inserenten ja keine Möglichkeit hätten, die Zahl der Zuschriften auf gerade ihre Anzeige zu kontrollieren, würden immer gleich einige zum Verkauf abgezweigt.

Die Arbeit der Mitarbeiter ... bestand darin, die verschlossenen Umschläge zu öffnen, eventuelle Photos zu entnehmen und diese anonym zurückzuschicken ... sowie den übrigen Briefinhalt »auszuwerten«. Da gab es zahlreiche Kriterien wie Geschlecht, Altersstufen, Berufe, persönliche Interessen, Vermögenslage usw. Die Adressen wurden dann erfaßt und ... vervielfältigt zum Verkauf angeboten.

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