VON DIESEM DORF BLIEB NUR NOCH SAND
Laut Statistik wurden vom 7. Februar 1965 bis 30. April 1968 gegen die Provinz Quang Binh 37 258 Angriffe durchgeführt. Die abgeworfene Bombentonnage ist nicht mehr zu erfassen. In der Provinz gab es etwa 100 000 Häuser. Bis Ende April wurden durch Bomben zerstört und niedergebrannt 72 679 Häuser, darunter 30 000 neuerrichtete Steinhäuser. Sämtliche Krankenhäuser, medizinischen Stationen, Schulen, Kindergärten, Kirchen, Pagoden, Tempel wurden zerstört. Ein großer Teil der Büffel und Ochsen wurde getötet.
Vor Beginn des Angriffskrieges besaß die Provinz 68 wassertechnische Bauten. Sämtliche wurden schwer beschädigt oder zerstört. Darunter befinden sich 72 km Meerdeich. Vorzugsweise werden immer wieder die bereits beschädigten Stellen angegriffen. Abgeworfene Zeitzünderbomben mit Vibrationsauslösung sollen die Reparaturen behindern. Die Abdämmungen gegen das Meerwasser, die Regelung der Flüsse sind für die Landwirtschaft der Provinz lebenswichtig. Das Eindringen von Meerwasser zerstört die Ernte. Das Entsalzen des Bodens dauert bis zu fünf Jahren.
Durch Überflutungen gingen Hunderte Hektar Reisfelder verloren. Durch Bombardierungen wurden jährlich Tausende von erntereifen Reisfeldern und Patatenkulturen zerstört. Die Ernährung wurde außerdem beeinträchtigt durch den Verlust von über 3000 Fischerdschunken,
Die beiden Städte Dong Hoi (20 000 Einwohner) und Ba Don (10 000 Einwohner) wurden vernichtet. Fünf andere Kreisstädte, Truang Phong, Quan Hao, Hon Lao, Huy Dat, Minh Cam, mit je etwa 5000 Einwohnern, wurden ebenfalls zerstört. In elf Gemeinden entlang der Küste wurden 90 Prozent aller Häuser, zum größten Teil neuerrichtete Ziegelbauten, zerstört. Fast alle Häuser entlang der Verkehrsstraßen sind dem Erdboden gleichgemacht worden, die Bäume an den Straßenrändern sind verkohlt.
Die Angriffe richten sich gegen das beben, die Wohnungen, den Besitz und
* Auszug aus der soeben erschienenen Voltaire-Flugschrift 22.
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die Ernährungsmöglichkeiten der Bevölkerung. Konzentrierte Massenangriffe gegen dichtbevölkerte Gebiete werden vorgenommen. Die B-52 und F-111 tragen alle Arten von Waffen, einschließlich Giftstoffen und Chemikalien. Zahlreiche Napalmbomben wurden über der Stadt Dong Hoi abgeworfen.
Im April 1968 wurde Dong Hoi Angriffen von totalem Vernichtungscharakter ausgesetzt. Die Stadt wurde in diesem Monat 24mal bombardiert. Im Mai 1968 wurden 40 Angriffe innerhalb von 15 Tagen vorgenommen.
Von der See her wurde Quang Binh im April 14 Tage lang beschossen. Das Feuer richtete sich gegen 62 Ortschaften. Im Mai wurden 31 Ortschaften durch die 7. Flotte beschossen. Alle größeren Flüsse wurden mit Wasserminen und Vibrationsbomben belegt.
Typisch für einen Angriff ist die Eindeckung des Ziels mit CBU-Bomben in der ersten Welle. Dann werden über dem Dorf großkalibrige Sprengbomben abgeworfen. Darauf Phosphor und Napalm. Eine Welle folgt der anderen, manchmal ununterbrochen Tag und Nacht 24 Stunden lang.
In der Küstengemeinde Ngu Thuy im Kreis Le Thuy wurden im Dorf Liem Lap (bestehend aus 97 Häusern) von 17 Uhr nachmittags bis 6 Uhr morgens auf einem einen halben Quadratkilometer großen Gebiet 20 000 CBU-Kugelbomben, 350 Sprengbomben, 302 Phosphorbomben abgeworfen sowie unzählige Rockets gefeuert. Bei der Einkreisung des Dorfes wurde ringsum ein Gürtel von Rockets und CBU gelegt, dann folgten schwere Bomben, darauf wieder CBU und Rockets. Jede Welle dauerte etwa 15 Minuten. Von diesem Dorf ist nur noch Sand übrig. 120 Hektar Kulturboden sind verbrannt. Es gab zahlreiche Tote und Verwundete. Sämtliche Büffel, Ochsen und Schweine kamen um.
Das Dorf Thuong Luat in der gleichen Gemeinde, bestehend aus 300 Häusern, von einer Größe von 0,6 Quadratkilometern, wurde 28 Tage lang ununterbrochen angegriffen. Hier war die Methode eine andere: sofort wurden Sprengbomben mitten in das Dorf geworfen, dann Phosphor, nach dieser Welle CBU und Rockets. Durch den starken Feuersog drang Phosphor und Napalm in die Unterstände. Die herbeieilenden Helfer, mit Sandsäcken über den Köpfen, wurden mit Kugelbomben überschüttet.
Im April 1968 wurden von den 128 Gemeinden der Provinz 106 angegriffen, Es gibt Gemeinden, die seit Beginn des Zerstörungskrieges bis zu 1000 Angriffe erhielten.
Über 3000mal wurde die Gemeinde Quang Phuc am nördlichen Ufer des Flusses Gian seit Beginn des Krieges angegriffen, allein im April 1968 100mal. Es gab Tage und Nächte, an denen 30 Angriffe vorkamen.
Über die Pioniergenossenschaft Dai Phong, Kreis Le Thuy, die zu den hervorragendsten der DRV zählt, wurden am 27. April 1968 über 10 000 CBU-Kugelbomben abgeworfen sowie 32 schwere Sprengbomben. Diese Genossenschaft war früher schon mehrmals mit Spreng- und Brandbomben angegriffen worden.
Auch in den Gebirgsgebieten wurden sechs Gemeinden über 30mal von B-52 angegriffen. Die Gemeinden Dan Hoa (von Minderheiten bewohnt) und die Gemeinde Lam Hoa im Kreis Tuyen Hoa wurden völlig zerstört.