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Sesamstraße
Montag, 18.00 Uhr, Nord III
Immer um 18 Uhr startet für rund 200 000 Erwachsene Fernsehen zum Ausruhen: die Sesamstraße. Eine halbe Stunde herrscht Ruhe im Karton, die Kleinen tauchen ab in die Welt von Ernie, Bert und dem zotteligen Samson. Für die Großen ist es die schönste Form von Fernseh-Schauen-Lassen, wenn das Titellied »Wer, wie, was; wieso, weshalb, warum - wer nicht fragt, bleibt dumm« erklingt. Für wertvolle 30 Minuten können die Kinder mit bestem Gewissen vor die Glotze gesetzt werden. Die Sesamstraße ist im deutschen TV seit 1973 eine erste Adresse. Nicht weil die Sendung aus dem Studio Hamburg besonders hip wäre. Das muß sie gar nicht sein, denn es ist die einzige Sendung in der deutschen TV-Welt, deren wahrer Wert auf anderen Gebieten liegt. Die elektronische Kinderfrau entlastet jeden Abend verläßlich die Akteure an der häuslichen Front. Die Sesamstraße ist Deutschlands wirksamstes pädagogisches Druckmittel in der nicht-werberelevanten Zielgruppe der Drei- bis Fünfjährigen (Marktanteil: 25 Prozent). Ein Abend ohne Sesamstraße ist schlimmer als schnell mal Zähneputzen. Zu wünschen ist der Redaktion, an dem bewährten Konzept bloß festzuhalten und sich gegen Quoten-Idioten zu verteidigen.
Allee der Kosmonauten
Mittwoch, 21.45 Uhr, Arte
Die in Karlsruhe aufgewachsene Choreographin Sasha (Koseform für Alexandra) Waltz gehört zu den aufregenden Figuren nicht nur des Tanztheaters. Im Jahr 2000 übernimmt die 36jährige zusammen mit Thomas Ostermeier die Leitung der Berliner Schaubühne. Heute ist die Verfilmung ihrer 1996 entstandenen Arbeit zu sehen, die das Aufeinandertreffen der Generationen in einem Berliner Plattenbau als rasante Mischung aus Pantomime, Akrobatik und Slapstick zeigt. Die Kritik entzweite sich über das Stück: Die einen sahen Schärfe und Witz, andere Showeffekte und dünnen Inhalt.
Mit fünfzig küssen Männer anders
Freitag, 20.15 Uhr, ARD
Senta Berger (siehe Gespräch Seite 215) als Frau in der Krise: Die Entwicklung der Karriere als Malerin stockt, die Ehe kriselt. Die gut inszenierte Verfilmung (Regie: Margarethe von Trotta) eines Frauenromans von Dorit Zinn zeigt genausoviel Gefühl wie Witz und milde Ironie.
Tatort: Mordfieber
Montag, 20.15 Uhr, ARD
Immer wenn es um Fälle geht, die Einfühlung verlangen, vermag Ulrike Folkerts als Kommissarin Lena Odenthal zu überzeugen: Die oft spröde wirkende Schauspielerin braucht genügend Raum und Zeit, um hinter der Attitüde der Angespanntheit andere Seiten zu zeigen. Dieses hochdramatische »Tatort«-Stück (Buch: Fred Breinersdorfer, Regie: Ulrich Stark) läßt die Folkerts nur atemlos von einem Mord zum nächsten stolpern. Dafür breitet sich der Irrsinn der Psychopathen aus, mit irrer Rede und allerlei Gespensterei in einer dunklen Villa. Was so an Spannungsmomenten entsteht, kann das entscheidende Manko nicht verdecken: Die »Tatort«-Sehgewohnheiten verlangen nun einmal nach Kommissaren im Mittelpunkt der Handlung.
Stan Becker: Echte Freunde
Sonntag, 20.15 Uhr, Sat 1
»Ich denke, das waren wir euch schuldig.« Mit diesen Worten übergibt der Ex-Polizist Stan Becker (Heinz Hoenig) dem Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad einen wertvollen Chanukka-Leuchter. Nach einer abenteuerlichen Jagd durch die Kanalisation unter dem Zentrum Berlins, im Kampf gegen die Russenmafia, im klapprigen Flugzeug nach Riga hat der Mini-James-Bond den Schatz aus den Raubzügen der Nazis aufgespürt. Ganz im Trend würzt das ziemlich unglaubwürdige Sat-1-Movie (Buch: Martin Kluger, Regie: Kaspar Heidelbach) die Handlung mit Erinnerungen an den Holocaust, und der gute Deutsche arbeitet gegenüber den Juden die Hypotheken deutscher Schuld ab. Einzig Hoenig stellt einen Lichtblick dar: eine ehrliche Haut im verqueren Spiel.