Vorschau
Cheerleader Stories
Montag bis Freitag, 20.15 Uhr, Arte
Cheerleading, das bedeutet: Leicht bekleidete Strahlemädchen feuern pomponschwingend ihre Football-Teams an. Alice Agneskirchner hat eine fünfteilige Doku-Soap über die professionellen Anheizer der »Berlin Thunders« gedreht. Die Cheerleader-Trainerin Amber, ein schwer aufgedrehtes All-American-Girl aus Missouri, weiß, wonach sie sucht: Cheerleader seien süß, dünn und immer gut gelaunt. Auch ganz wichtig: »You need a hammer make-up!« Derweil kämpfen die deutschen Mädchen mit ihrem Gewicht, prolligen Freunden und kneifenden Push-up-BH. Unterhaltsam und hübsch anzusehen - der schöne Mädchen-Irrsinn.
Die Sitte
Donnerstag, 20.15 Uhr, RTL
Das Publikum entscheidet, ob die Kommissare der »Sitte« künftig öfter ermitteln müssen - denn die Serie wird nur produziert, wenn der Pilotfilm (Regie: Jorgo Papavassiliou, Buch: Ralf Löhnhardt) ordentlich Quote bringt. Fürs Erste haben die Kommissare Hannah Koch (Iris Böhm) und Leonard Winkler (Dirk Heinrichs) mit einer Mädchenleiche im Park zu tun. Die frühreife 14-Jährige trug kurzen Rock und rote Lederstiefel, hat sich nackt fotografieren lassen und war auch sonst nicht prüde. So was endet in der Logik der RTL-Welt tödlich. Nach etlichen Verhören (in denen die Kommissare die Verdächtigen zwanghaft duzen), einer reißerisch gedrehten Vergewaltigung und Weisheiten à la »In jedem Jungen steckt ein Kerl« ist die »Sitte« auf der richtigen Spur. Und die Zuschauer haben hoffentlich längst umgeschaltet.
Das Staatsgeheimnis
Donnerstag, 20.15 Uhr, ProSieben
Erst nach dem Tod seiner Mutter erfährt Lars Schelling (Benno Fürmann), dass die alte Dame im Auftrag ehemaliger Stasi-Größen 500 Millionen Mark verwaltet hat, die während der Wiedervereinigung beiseite geschafft wurden. Da ist er längst im Visier von Spitzeln, Journalisten und skrupellosen Geheimdienstoffizieren, die alle nur eins von ihm wollen: das Passwort zum großen Geld. Der Film von Matthias Glasner (Regie), Margot Rothkirch und Michael Fengler (Drehbuch) ist der Wahrheit nacherfunden, denn tatsächlich wurden nach der Wende geschätzte 26 Milliarden Mark veruntreut. Diesen Hintergrund versteht der Zuschauer leider erst in der 40. Filmminute, vorher ist die Handlung eher undurchsichtig. Wer trotzdem dranbleibt, wird mit einem spannenden Polit-Thriller im trashigen Berlin-Look belohnt, der die CDU-Spendenaffäre in ein neues Licht stellt.
Blaulichtpremiere
Freitag, 21.45 Uhr, ARD
Verkehrskontrolle auf der Landstraße. Der junge Mann in Uniform ist sich nicht sicher: Verwarnung oder Bußgeld? Er stottert und verhaspelt sich, muss seine Kollegin um Rat fragen. Was ist das denn für ein Ordnungshüter? Regisseur Lutz Wetzel zeigt in seinem Porträt eines Polizeischülers auf einfühlsame Weise, dass auch Polizisten sich ihre Autorität mühsam erarbeiten müssen.
Tatort: Exil!
Sonntag, 20.15 Uhr, ARD
Der neue Hamburger »Tatort« startet gesellschaftskritisch. Der neue Ermittler, Jan Casstorff (Robert Atzorn), trägt Dreitagebart und Lederjacke und etwas zu demonstrativ sein Familienleben als allein erziehender Vater vor sich her. Während der 15-jährige Sohn verwahrlost, macht der Vater Überstunden in Sachen Political Correctness: Auf einem Containerschiff kamen drei nigerianische Oppositionelle ums Leben. Als die »African Queen« in Hamburg anlegt, sind bald auch der Ingenieur und der Kapitän des Schiffes tot. Schnell fällt der Verdacht auf einen Asylbewerber. Aber schuld ist natürlich ein anderer, den Casstorff unter Missachtung aller rechtsstaatlichen Methoden überführt. Ein passables Debüt, dessen Autor und Regisseur Thomas Bohn, gelernter Werbefilmer, allzu gern Sonnenuntergänge vor Hafenkulisse präsentiert. Die gute Nachricht: Die neuen Kommissare singen nicht.
Picassos Friseur
Sonntag, 22.05 Uhr, Arte
Zwei Spanier im Exil freunden sich an: Der eine ist weltberühmt, der andere schneidet ihm die Haare. Eugenio Arias, 91, war jedoch mehr als »Picassos Friseur«, wie die eindrucksvolle Dokumentation von Felix Breisach und Monika Czernin beweist. In ruhigen Bildern entsteht das Porträt eines ungewöhnlichen Mannes. Wie Picasso sympathisierte er mit dem Kommunismus, hasste das Franco-Regime, liebte den Stierkampf - und genoss selbstbewusst, doch völlig uneitel seine Freundschaft mit dem Künstler. Amerikaner boten viel Geld für Bilder und Zeichnungen, die Picasso seinem Friseur schenkte, aber Arias hat sie einem Museum gestiftet.