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RÜSTUNG Waffen gegen Diamanten

aus DER SPIEGEL 11/2008

Man nannte ihn »Händler des Todes«, und seine schillernde Person hat den gleichnamigen Film mit Nicolas Cage inspiriert: Am vergangenen Donnerstag wurde Wiktor But in Thailand festgenommen, einer der dubiosesten Waffenhändler weltweit. But, 41, war mit einem internationalen Haftbefehl gesucht worden und hat dem ukrainischen Geheimdienst SBU zufolge jahrelang in Afrika mit israelischen Waffenhändlern kooperiert. Auch mit der kolumbianischen Farc soll er in Kontakt gestanden haben; dabei ging es um Boden-Luft-Raketen und Raketenwerfer. Monatelang war der massige Mann bespitzelt worden, in Handschellen wurde er schließlich aus einem Hotel in Bangkok abgeführt.

But hat 1991 ein Studium am Moskauer Militärinstitut für Fremdsprachen absolviert, das als Kaderschmiede des Militärgeheimdienstes GRU gilt. Danach gründete er mehrere Luftfrachtfirmen, die von Ermittlern verdächtigt werden, Waffen für afrikanische Rebellen und Diktaturen transportiert zu haben. Der graue Waffenmarkt auf dem Schwarzen Kontinent ist eine Domäne israelischer Ex-Geheimdienstler und Alt-Militärs. Einer von Buts engsten Partnern soll der aus Odessa in der Ukraine stammende Israeli Leonid Bluwschtein gewesen sein, der sich auch Minin nannte. Der 1972 zunächst in die Bundesrepublik Deutschland ausgewanderte Minin hat angeblich Rebellen in Sierra Leone mit Kriegsgerät versorgt.

»Wiktor But ist wie ein Donald Trump oder ein Bill Gates der Waffenschieberei, der schärfste Kerl im Viertel«, heißt es im US-Verteidigungsministerium. In die Vereinigten Staaten soll er denn auch ausgeliefert werden - Washington hat ein Gesuch gestellt, weil er Gruppen beliefert hat, die auf der Terroristenliste stehen. Auch Belgiens Behörden haben schon nach ihm gesucht, wegen Geldwäsche. Zwischen 1994 und 2001 habe seine dortige Firma mindestens 32,5 Millionen Dollar erhalten, heißt es - aus zweifelhaften Quellen.

But versorgte nicht nur die angolanische Rebellenorganisation Unita mit Rüstungsgütern, auch in der Ukraine und in Weißrussland hat er sich offenbar um illegale Waffenexporte bemüht. So soll er Hubschrauber, Anti-Panzer-Waffen und Maschinengewehre nach Liberia, Afghanistan und in den Kongo vermittelt haben. Als Bezahlung, so das britische Auswärtige Amt, habe But von afrikanischen Kunden große Mengen Rohdiamanten erhalten.

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