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Briefe

WAHN UND WIRKLICHKEIT
aus DER SPIEGEL 24/1957

WAHN UND WIRKLICHKEIT

Die erste Atombombe der Weltgeschichte scheint hauptsächlich nur durch einen Übersetzungsfehler ausgelöst worden zu sein Die japanische Regierung hatte sich in der Sitzung vom 27. Juli 1945 entschlossen, die Kapitulationsaufforderung der Alliierten an Japan - wenn auch unter gewissen Vorbehalten - anzunehmen. Am nächsten Tage kommentierte dann der japanische Ministerpräsident Susuki in einer Pressekonferenz die Potsdamer Erklärung mit der Formulierung, die Regierung verfolge eine »Politik des mokusatsu«. Dieses japanische Wort aber kann zweierlei bedeuten: ignorieren oder Abstand nehmen. Susuki hatte das zweite gemeint, das heißt, er wollte sagen: Die japanische Regierung wolle - zunächst - von der Potsdamer Erklärung Abstand gewinnen. Die japanische Nachrichtenagentur Domei übersetzte jedoch in ihrem englischsprachigen Auslandsdienst das Wort »mokusatsu« im Sinne von »ignorieren«. Washington mußte also glauben, daß Japan die Potsdamer Erklärung »ignoriere«. Wenig später entschloß sich dann Truman zum Abwurf der Atombombe.

Tübingen FRITZ SAMMEL

Die Apokalypse, der Weltuntergang, ist schon seit dem frühen Mittelalter in der Kunst vielfältig - aber immer in grausamsten Visionen - dargestellt worden.

Selten aber fühlt sich der angsterfüllte Mensch im Atomzeitalter von einem dieser Kunstwerke so zeitnahe angesprochen wie durch einen Stich des englischen Malers William Hogarth (1697-1764). Hogarth überschrieb ihn vor nunmehr 200 Jahren »Das Ende der Welt«. Im Zentrum des Bildes; Die brennende Weltkugel, so wie sie uns heute 'von atomerfahrenen Karikaturisten immer wieder vor Augen gehalten wird. Und auf der nachgebildeten Papyrusrolle steht das Wort - Atom. Für manche war - eine solche Darstellung damals vielleicht nur ein schaurig-schöner Nervenkitzel. Aber heute? Wann endlich werden die Augen eines Künstlers auch unsere Politiker sehend machen?

Solingen MARIA CORDES

Außer dem technischen, wehrwirtschaftlichen und militärischen Versagen der deutschen Regierung im Zweiten Weltkrieg, das aus Ihren Berichten - entsprechend der Aufgabe der Artikelfolge - nur indirekt hervorgeht, gibt es noch ein anderes Versagen. Hatte das Nazisystem denn überhaupt eine Spionage, die diesen Namen verdient? Wurde den Größen des Dritten Reiches nichts von den »gewaltigen Fabriken« gemeldet, die »Engländer« und »Amerikaner« in den USA aufgezogen hatten?

Es handelte sich übrigens um ein ähnliches Versagen, wie es sich Ludendorff gegen Ende des Ersten Weltkrieges mit der totalen Verkennung der taktischen Bedeutung der Tankwaffe leistete. »Wir gewinnen unsere Schlachten auch ohne Tanks«, meinte er. In Wirklichkeit aber hat er den Krieg durch diese mit Größenwahn gepaarte Ahnungslosigkeit mit verlieren helfen.

Regensburg DR. K. DEBUS

Wenn man dem SPIEGEL nur ein einziges Verdienst anrechnen könnte, und zwar diese Artikelserie, so hätte er damit allein seine Existenzberechtigung erwiesen! Sie werden doch später bestimmt eine Broschüre erscheinen lassen?

Hamburg 1 ALWIN GÜNTHER

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