Hausmitteilung Wallmann-Aktien
Datum: 25. Februar 1985 Betr.: Wallmann-Aktien Dem SPIEGEL ging von drei Informanten in der Deutschen Bank die Nachricht zu, daß die Effektenabteilung der Bank Anfang 1984 den Verkauf von 1000 Stück Aktien der Zanders Feinpapiere AG, einer lukrativen und deshalb wegen Übernachfrage kontingentierten Neu-Emission, für einen Privatkunden verbucht hatte. Sein Name: Dr. Walter Wallmann, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt.
Die Buchungsorder war handschriftlich auf einem Verkaufs-Formblatt eingetragen und kam - den SPIEGEL-Informanten zufolge - aus der Zentralen Personalabteilung der Deutschen Bank. Seither kursiert in der Effektenabteilung das Wort vom »Wallmann-Schnäppchen«.
Der SPIEGEL berichtete über diesen Vorgang und über den Wiederverkauf der Papiere, die dem Politiker einen mutmaßlichen Spekulationsgewinn von 60 000 Mark erbracht hätten, in seiner Nummer 8/1985. Er berichtete auch darüber, daß Wallmann umfangreiche Wertpapierkäufe ("140 000 Mark können es gut gewesen sein") bestätigt habe, darunter Zanders-Aktien jedoch nur im Werte von 12 800 Mark, mithin etwa 100 Stück.
In einem Brief an die SPIEGEL-Chefredaktion vom 18. Februar bestritt Wallmann, der sein Vermögen von der Deutschen Bank verwalten läßt, noch einmal die Stückzahl 1000 und den Spekulationsgewinn von 60 000 Mark. Richtig sei vielmehr, daß »auf meine Rechnung für 12 500 DM 100 Aktien erworben worden sind« (siehe Seite 8).
Unter dem Datum 20. Februar bescheinigte die Deutsche Bank AG ihrem Kunden Wallmann, er habe im Januar 1984 »Stück-100-Zanders Feinpapiere-Aktien zum Kurse von DM 125 pro Stück (DM 12 657,25 inkl. Spesen) erworben« und sie im Dezember 1984 zum Kurse von 180 Mark je Stück wieder verkauft (Spekulationsgewinn 5098,75 Mark). Er selbst sei »weder von dem Kauf noch von dem Verkauf vorher informiert worden«. Die Zuteilung der 100 Stück stelle »keine Bevorzugung dar«.
In der Tat hatten nur wenige Kunden der Bank 100 Zanders-Aktien erhalten; Normalkunden mußten sich mit höchstens 20 Stück begnügen, sofern sie überhaupt zum Zuge kamen. Die Divergenz zwischen den verbuchten 1000 Wallmann-Aktien und den bestätigten 100 Stück wird durch jene beiden Kauf- und Verkaufsbelege, die Wallmann Mitte voriger Woche der Presse vorlegte, nicht geklärt. Kontoauszüge legte der Oberbürgermeister nicht vor, schon gar nicht einen Wertpapierdepotauszug, der allein Aufschluß über seinen Aktienbestand zur fraglichen Zeit geben könnte.