PERSONALIEN Walter Scheel, Georg Schäfer, Ulrich Schamoni, Manfred Roeder, Helmut Schmidt, Loki Schmidt
Walter Scheel, 58, Bundespräsident und Feinschmecker, der als Gastgeber intimer Diplomatendinners der neuen deutschen Küche zu internationalem Ruhm verhelfen möchte, hatte mit der ersten Veranstaltung dieser Art Pech. »Mängel der präsidialen Kücheneinrichtung«, so das Bonner Gesellschaftsmagazin »Esprit«, beeinträchtigten den kulinarischen Genuß. Weil der Herd keine Oberhitze erzeugte, blieb der von einem badischen Gastkoch zubereitete Zwiebelkuchen an der Oberfläche fast roh. Außerdem kamen die Weißweine lauwarm auf den Tisch, der Rotwein »näherte sich der Temperatur eines Glühweins« und mußte zudem aus Whisky-Bechern getrunken werden, weil es an Rotweingläsern mangelte. Dennoch erhielt Gastgeber Scheel ein Lob von den Bonner Küchen-Kritikern. »Esprit": »Seine Dinners ... heben sich wohltuend von dem pseudo-bescheidenen Gehabe unserer Bonner Politiker ab, die mit Würstchen, Bier und Coca-Cola um die Volksgunst buhlen.«
Georg Schäfer, 58, Vizepräsident des Hessischen Landtags, machte bei der letzten Plenarsitzung auf sich aufmerksam, weil er ungewöhnlich viel mitschrieb. Der SPD-Parlamentarier, nebenbei noch Präsident des Fußball-Klubs SV Darmstadt 98, derzeit Tabellenzweiter und Meisterschaftsfavorit der Zweiten Fußball-Liga Süd, klärte seine Abgeordneten-Kollegen hinterher über die Schreibarbeit auf. »Während ihr hier über die Hunde des Landesforstmeisters debattiert, habe ich einen kompletten Finanzierungsplan entworfen für den Fall, daß wir in die Bundesliga aufsteigen.«
Ulrich Schamoni, 38, Schriftsteller und Regisseur ("Es«, »Alle Jahre wie der") brachte sich dem Publikum bei den Berliner Filmfestspielen mit Collagen in Erinnerung. Werbewirksam griff Schamoni, dessen Ruhm als Filmemacher schon verblaßt ist (letzte Regiearbeit 1974), jetzt zu einem anderen Kunstmittel und lud zur »Retrospektive, acht Jahre bildnerisches Schaffen« in Berlins Kaufhaus »Ka-DeWe« ein (Photo). Euphorische Werbung des Kaufhauses für Schamonis Klebekunst: »Eine bombastische Sache, es wird viele überraschen, welche Mittel Schamoni benutzt, dem Betrachter seinen kritischen Optimismus nicht nur im Film zu verdeutlichen.« Manfred Roeder, 49, Rechtsextremist aus Schwarzenborn (Oberhessen), der wegen seiner antisemitischen Umtriebe vom Anwaltsberuf ausgeschlossen wurde, fand gnädige Strafverfolger. Ein Ermittlungsverfahren, das nach wüsten Beschimpfungen der Bundesrepublik (Roeder: »Dieser Staat ist eine Verbrecherclique«, »wer nicht gegen diesen Staat ist, ist ein Lump") schon vor 14 Monaten gegen ihn angestrengt worden ist, stellte nun die Staatsanwaltschaft in München wegen Verjährung ein. Bedingt durch den Wohnsitz des Strafantragstellers hatte zunächst die Staatsanwaltschaft Flensburg die Ermittlungen aufgenommen, das Verfahren dann aber an Kollegen nach München abgegeben. Und ein Jahr verstrich, in dem der Fall mehrmals von Sachbearbeitern der Landgerichte München I und II (zuständig für den Tatort Schliersee) hin- und her- und zwischenzeitlich auch mal wieder nach Flensburg abgeschoben wurde, ehe er endgültig bei München I landete. Oberstaatsanwalt Karl Heinz Stocker qualifizierte schließlich die auf einer Veranstaltung der rechtsradikalen Publikation »Die Bauernschaft« vorgetragenen Roeder-Rüpeleien als »Pressseinhaltsdelikt«, für die gemäß bayerischem Pressegesetz eine sechsmonatige Verjährungsfrist gilt.
Helmut Schmidt, 59, Bundeskanzler und neu ernannter Ehrenbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Stommeln, versuchte vergeblich> die Löschmänner, die ihm zu Ehren eine Übung im Kanzleramt machten, mit traditionellen Signalen zu beeindrucken. Angespornt vom Stommeler Trompeter, der über sechzig Variationen spielen kann, griff auch Schmidt zum Horn (Photo). Sehr zum Vergnügen seiner Frau Loki, 59, entlockte er passionierte Klavier- und Orgelspieler dem ungewohnten Instrument allerdings -- so Ohrenzeugen -- nur »einige mißlungene Töne und viel Luft«.