PERSONALIEN Walter Scheel, Stavros Niarchos, Karl Lutgendorf, Hans Matthöfer, Glenn Cowan, Georges Pompidou, Peter Ardran
Walter Scheel, 51, Außenminister, will sich mehr um Frauen kümmern. Als der Chef-Freidemokrat bei einem Abschiedsessen für den Europa-Kommissar Fritz Hellwig entdeckte, daß weder die Frau des Ehrengastes noch andere Botschafterdamen anwesend waren, kritisierte er seinen Protokoll-Vize, Max Graf von Podewils-Dürniz, und die anwesenden Diplomaten: »Das, was sich hier zeigt, erinnert mich an die Situation der Frau in der Landwirtschaft. Es wird als selbstverständlich hingenommen, daß sie von morgens bis abends arbeitet. Obwohl gerade die Botschafter-Gattinnen einen wichtigen Anteil an der Laufbahn ihres Mannes haben, nimmt sie kaum jemand zur Kenntnis.« Scheels Appell war eine Weisung: »Bitte sorgen Sie dafür, daß bei solchen Gelegenheiten künftig auch die Frauen eingeladen werden.«
Stavros Niarchos, 61, griechischer Ozean-Riese, wurde als Grenzgänger ertappt. Der Reeder-Milliardär war von St. Moritz aus per Hubschrauber zu einer Schweizer Berghütte im Ländereck des Silvretta- Massivs aufgebrochen und von dort -- so das Wiener Finanzministerium -- trotz Warnung des Hüttenwirts per Ski nach Österreich eingedrungen. Als sich der Tanker-König bei Spiß (Tirol) von seinem Piloten abholen lassen wollte, wurde er von österreichischen Grenzhütern festgenommen und nach Innsbruck verbracht. Nach seiner Freilassung mußte er Maschine samt Flugzeugführer gegen eine Kaution von 20 000 Dollar (etwa 72 000 Mark) auslösen. Ein Verfahren wegen Helikopter-Schmuggels stellte das Justizministerium vergangenen Donnerstag ein, weil -- so Niarchos-Anwalt Michael Stern -- »die Grenze schlecht markiert und der Pilot ein Grieche war«. Niarchos bleibt auch von einer »Zoll-Vorschreibung« (Import-Gebühr) in Höhe von 209 000,18 Schilling (etwa 30 000 Mark) verschont, die Innsbrucks Finanzlandesdirektion erhoben hatte. Auf Drängen des Wiener Finanzministeriums wurde der Zahlungsbescheid widerrufen.
Karl Lutgendorf, 56, österreichischer Verteidigungsminister, verlor die Übersicht. Der Brigadier wollte vorletzten Sonntag in Ravelsbach (Niederösterreich) an einer 90-Jahr-Feier des lokalen Kameradschaftsverbands teilnehmen und hatte sich von einem Hubschrauber-Piloten auf einer Wiese neben dem vermeintlichen Ziel absetzen lassen. Erst nachdem der Helikopter wieder gestartet war, entdeckten Lütgendorf und sein Begleiter, daß sie am falschen Ort waren. Nach längerem Fußmarsch erreichte der Bundesheer-Führer einen Bauernhof. Er wurde zunächst mit Brot und Wein versorgt und dann mit einem Wagen zum sechs Kilometer entfernten Fest-Platz transportiert. Die nächste Panne passierte drei Stunden später, als der General wieder abgeholt werden sollte: Der Helikopter landete auf einem Fußballfeld zwischen den Kickern.
Hans Matthöfer, 45, SPD-MdB und Vorstandsmitglied der IG Metall, zieht gegen Spesenritter zu Felde. Der Abgeordnete bat das Bundesfinanzministerium um Auskunft über den Steuerausfall »durch die Möglichkeit der Absetzung von Bewirtungskosten und ähnlichen Spesen« und erhielt binnen drei Tagen Antwort: 1970 seien dem Fiskus rund 510 Millionen Mark entgangen. die als Spesen von den Steuern abgesetzt werden konnten. Matthöfer: »Das kostet uns genausoviel wie die Verdopplung der Arbeitnehmerfreibeträge. Einen solchen Batzen Geld sollte der Staat nicht mehr verschenken.«
Glenn Cowan, 19, Mitglied der amerikanischen Pingpong-Delegation nach China, will aus der Publicity seiner Peking-Tour Kapital schlagen: In verschiedenen Großstädten der USA sollen Glenn-Cowan-Tischtennis-Zentren entstehen. Außerdem plant er eine TV-Show und eine Vortragsreihe, in der junge Pingpong-Fans die Geheimnisse des Ballspiels erlernen können. Kommentierte »Business Week": »Die amerikanische Geschichte ist reich an Männern, die schnell reich wurden, weil sie zur rechten Zeit am rechten Ort waren.« Georges Pompidou, 59, Franzose, absolvierte nationalen Höhenflug. Als erster Staatschef der Welt jettete der Präsident vorletzten Freitag an Bord der französischen SST- Passagiermaschine »Concorde 001« 19 Minuten lang mit zweifacher Schallgeschwindigkeit (Mach 2) über den Atlantik. Unterwegs ließ er sich filmen und berichtete der staatlichen Radio- und TV-Anstalt ORTF per Funk, man merke »eigentlich gar nicht, daß man so schnell fliegt« (l. Photo). Nach der Landung in Toulouse umarmte der Passagier den Testpiloten und Parteifreund André Turcat, 49 (m. Photo), der sechs Wochen zuvor als Mitglied der gaullistischen fraktion »mit Mach 2« (Wahl-Slogan) in das Rathaus von Toulouse einziehen konnte. Pompidaus Demonstrationsflug war indes nicht das einzige »Concorde«-Ereignis des Tages: Im Richmond Park zu Surrey (England) hüpfte der Gelegenheits-Schauspieler Peter Ardran, 32, mit einer Papp-»Concorde« vor den Kameras einer TV-Werbeproduktion umher, die für einen Computer-Konzern Fernseh-Spots erstellt. Ardran über den Sinn seiner Maskerade: »Ich will mit meiner Maschine gerade starten, da gibt ein Elektronengehirn Alarm, weil irgend etwas nicht in Ordnung ist. Aber zu spät -- crash.«