DÄNEMARK / RAUSCHGIFT Ware im Buddha
Der Däne mit dem Rauschgift im VW wurde nicht von dänischen, sondern bereits von türkischen Zöllnern entlarvt. Sie fanden 4,8 Kilo Haschisch.
Zu Hause hätte Freddy Vedlon Hansen, 20, höchstens zwei Jahre Gefängnis bekommen. In der Türkei bekam er vorletzte Woche 30 Jahre.
Dänemarks Außenministerium unternahm Bergungsversuche. Doch Türkei-Premier Süleyman Demirel bedauerte: »Gegen richterliche Entscheidungen kann meine Regierung nicht eingreifen.«
Hansen, ein verkrachter Ingenieur-Student, war im Oktober vorigen Jahres mit Freundin Susanne zu einer -- wie er den Eltern sagte -- Urlaubsreise nach Osterreich und Italien gestartet.
In Afghanistan zerstritten sie sich. Susanne trampte nach Indien und ließ sich auf Kosten der Dänischen Botschaft heimfliegen. Von Kopenhagen aus bestätigte sie später, was Freddy Hansen dem Gericht beteuerte: Er sei unschuldig, Susanne müsse das Haschisch heimlich im VW versteckt haben.
Dennoch verhängte das Gericht 30 Jahre Gefängnis. Denn Hansen war der türkischen Polizei schon früher einmal mit Haschisch aufgefallen.
Damals wurde er durch einen dänischen AA-Beamten gerettet, der zufällig in die Türkei gereist war -- als Angehöriger einer nordischen Kommission, die nordische Rauschgiftprobleme in der Türkei studieren sollte.
Seit ein paar Jahren nämlich trampen alljährlich Hunderte Jung-Skandinavier beiderlei Geschlechts -- meist Dänen und Schweden -- in nah- und fernöstliche Länder, wo »Stoff« billiger ist als daheim.
Muzaffer Gaglar, Chef der türkischen Sicherheitspolizei: 90 Prozent der »nordischen Beatniks« seien Schmuggler.« Da hört der Spaß auf, deshalb schlagen wir hart zu.«
* Drei Kilogramm Haschisch aus Nepal.
Wegen der Beatniks halten die nordischen Botschafter und Konsuln zwischen Istanbul und Nepal Ihre Posten nicht mehr für ruhig. Sie müssen amtieren, wenn ein Landsmann nicht weiter weiß oder nicht weiterkann, weil er gefaßt wurde. Schweden zum Beispiel hat es neuerdings schwer, seine einst so begehrten Ehrenkonsul-Titel loszuwerden. Hochstehende Türken und Afghanen lehnen ab.
Denn neuerdings kommen aus Europas Norden nicht nur Sofortverbraucher und Gramm-Schmuggler, sondern Berufsschieber in den Orient. Libanesische, türkische und marockanische Rauschgiftgrossisten versuchen zwar immer noch, Skandinavien auch direkt zu beliefern. Aber die nordischen Zollbeamten achten scharf auf Reisepässe aus den Ländern des Orients.
Die Rauschgiftbosse in Kopenhagen, das heute Hauptumschlagplatz des Nordens ist, importieren deshalb selbst: teils durch einheimische Mittelsmänner, die sich aus Nepal mit Haschisch gefüllte Buddha-Köpfe schicken lassen, teils durch eigene Kuriere.
Als Kuriere werden vorzugsweise Studenten engagiert, weil sie sprachkundig sind und Zeit haben. Einige von ihnen versäumen zur Zeit gleich mehrere Semester in Gefängnissen zwischen Marokko und Afghanistan.
Der nächste Kurier-Prozeß findet im Libanon statt: gegen den Kopenhagener Studenten Jes Bronden, 23, und dessen Begleiterin Kirsten Strande Larsen, 22, Ex-Nackte der US-Zeitschrift »Playboy«.
Das Paar hatte in Beirut ein Luxus-Hotel bezogen und sofort den Argwohn der Polizei erregt. Drei Tage vor Silvester wurde es, mit 27 Kilo Haschisch im Mietauto, verhaftet. Ein Dritter wurde nachgereicht: Student Aksel Horlovsen, 23 (zehn Kilo Haschisch).
Die insgesamt 37 Kilo (Verkaufswert im Norden: rund 200 000 Mark) waren für eine Kopenhagener Grossistin bestimmt.
Libanesische Stempel im Reisepaß reizen dänische Grenzpolizisten zum Schnüffeln. Deshalb sollte der Verlobte des Playgirls, Jura-Student Bjorn Nydahl, 24, die Ware in Zürich übernehmen.
Inzwischen wurde er mitsamt Grossistin in Kopenhagen festgenommen, desgleichen sein Bruder und dessen Frau, die in Nepal zehn Kilo Haschisch geholt hatten.
Gegen Freddy Hansens 30 Jahre Türken-Gefängnis konnte das dänische Außenministerium nicht mehr tun als Berufung einzulegen, Weil sein möglicher dänischer Auftraggeber nicht bekannt ist, hat er sich vorerst nur in der Türkei strafbar gemacht.
Das Beiruter Trio soll durch einen Trick vor libanesischen Rekordstrafen bewahrt werden: Vorletzte Woche erließ ein dänisches Gericht gegen die drei Einkäufer Haftbefehl -- auf Anregung des dänischen Außenministeriums. Und das Außenministerium präsentierte dem Libanon prompt ein Auslieferungsbegehren.