DREGGER-REISE Wenn ich Bure ware
Vor den Dinner-Gästen im Haus des Bonner Botschafters in Pretoria brach Südafrikas Postminister Johannes Petrus van der Spuy Dienstag letzter Woche in spontane Begeisterung aus: »Eine so schöne deutsche Rede habe ich seit langem nicht gehört.«
Alfred Dregger hatte gesprochen. stürmisch umjubelt von seinen südafrikanischen Gastgebern. Als Polit-Beau von den Damen umschwärmt, als einflußreicher CDU-Politiker von dem Apartheids-Regime hofiert, revanchierte sich der hessische Christdemokrat auf seinem Südafrika-Trip mit strammer Gesinnung.« Wenn ich Bure wäre«, so versicherte er seinen rassistischen Freunden, »würde ich mich auch auf die Festung zurückziehen und um mich schießen.«
Soviel Ermunterung und Verständnis hatte die von aller Welt kritisierte weiße Minderheitsregierung schon lange nicht mehr von einem westlichen Politiker erfahren, einem Mann zumal, der, wie der südafrikanische Staatsrundfunk erläuterte, »als Kanzler im Gespräch ist, wenn seine Partei die nächste Wahl gewinnt«.
So wurde dem Deutschen landauf, landab gehuldigt: Staatspräsident Nicolaas Diederiehs empfing Dregger, der als Gast der industrienahen »South Africa Foundation« gekommen war; kaum ein Minister von Rang ließ sich den hohen Besuch aus Hessen entgehen. Ohne den Bonner Botschafter Hans-Joachim Eick, jedoch immer mit Springers Afrika-Mann Hans Germant. unterhielt sich Dregger mit Außenminister Roelof Botha und Premier Balthazar Johannes Vorster.
Botha beschwerte sich hei Dregger über die zunehmende Kritik des Westens, Vorster ließ dem Deutschen die Hintergründe der südafrikanischen Rassenpolitik aus dem Englischen übersetzen -- Dregger schwieg zustimmend. Und öfter als einmal tröstete er seine Gesprächspartner aus Politik und Wirtschaft: »Wenn ich Kanzlei wäre ...«
Als »Schattenkanzler« bezeichneten deutsche Industrielle in Südafrika bereits den Kohl-Rivalen, der mit dem CSU-Journalisten Bruno Bandulet neun Tage lang durch das südliche Afrika reiste -- einschließlich Rhodesien und Namibia, das Dregger nostalgisch »Deutsch-Südwest« nannte.
Und wo immer Dregger auftauchte. zeigte er volles Verständnis für die Rassentrennungs-Politik ... Ich glaube, die Transkei ist unabhängig im völkerrechtlichen Sinne« meinte er etwa über Südafrikas Satelliten, das »Homeland Transkei. Daß dabei mindestens 1,3 Millionen in südafrikanischen Städten arbeitende Schwarze oft gegen ihren Willen zu Transkei-Bürgern gemacht wurden, empfand er -- Unkenntnis hilft -- als »Nebensache«.
Kritik äußerte der CDU-Politiker nicht am repressiven Regime Pretorias. sondern nur an den schwarznationalen Befreiungsbewegungen: »Wir haben den Krieg als Mittel der Politik geächtet. Und deswegen können wir nun nicht den Terror legitimieren.
Denn für den Landesvorsitzenden der hessischen CDU wird die westliche Freiheit in Südafrika verteidigt: »Wenn die Sowjet-Union das hier besäße, Kaproute, Rohstoffe und alles, dann könnten wir uns gleich in Moskau zum Rapport melden.«