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FORMOSA Wenn tausend befehlen

aus DER SPIEGEL 8/1950

Die militärischen Machtmittel Tschiang Kai-scheks reichen für die Verteidigung Formosas. Dean Achesons State Department hat es erkannt. Derart beruhigt, beschloß das Repräsentantenhaus, 60 Millionen Dollar nach Korea und in Tschiangs letzte Inselbastion Formosa rollen zu lassen. Zur wirtschaftlichen Unterstützung.

Aus dem Verteidigungsministerium in Washington hieß es erst, Formosa sei so etwas wie ein »Malta des Ostens« und müsse mit allen Mitteln gegen die Kommunisten gehalten werden. Ohne Formosa seien Japan und die Philippinen nicht zu schützen. Trotzdem wollen die Amerikaner über eine Wirtschaftshilfe nicht hinaus gehen.

Die südasiatischen Völker würden durch eine zu aktive Unterstützung des Tschiang-Regimes auf Formosa vor den Kopf gestoßen: die 6,5 Millionen Formosaner wollen nämlich von Tschiang gar nichts wissen. Sie denken an ihre 20000 Landsleute, die der Generalissimus nach einem mißglückten Aufstand 1947 massakrieren ließ, zwei Jahre nachdem die Insel mit USA-Segen den Japanern weggenommen und der chinesischen Regierung übergeben worden war.

Für die Formosaner ist die Japanerzeit die gute alte Zeit. Die Japaner haben es überhaupt verstanden, sich in ihren Kolonialgebieten einigermaßen beliebt zu machen. In Siam regieren heute noch die Männer, die Japan nach der Eroberung 1941 dort einsetzte, und Indonesiens Staatschef Soekarno war der Quisling Tokios (vgl. SPIEGEL 2/1950).

In Formosa heißt der Japan-Mann Ma Wang-ko. Nach dem mißglückten 1947er-Aufstand ist er mit seinen Leuten in die Berge gegangen und macht in Untergrund. 1947 war er schlecht bewaffnet, heute ist er gut bewaffnet. Er ist kein Mann von Mao Tse-tung. Ma Wang-ko will ein unabhängiges Formosa.

Tschiang hat 300000 Soldaten auf der Insel stehen. 130000 davon sind Kampftruppen, der Rest Etappe. Rund 1000 Generale befehligen. Im Hauptquartier geht es entsprechend zu. Ein Verteidigungsplan für die Insel oder Befestigungen sind noch nicht angelegt worden.

Mao Tse-tung hat die Situation erfaßt. Der Chef der (zahlenmäßig schwachen) Formosa-Kommunisten, Hsao Dai, nimmt als Vertreter der vorläufig noch imaginären »Volksrepublik Taiwan« (Formosa) an kommunistischen Kongressen auf dem Festland teil.

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