Wer's glaubt, wird nicht selig!
Nr. 41/1997, Ruhrgebiet: Die Malocher als Shopper im Oberhausener CentrO - dem größten Einkaufszentrum Europas
Aus diesem Artikel spricht die Arroganz desjenigen, der von oben herab die Menschen einer Region diskreditiert, die sich wie keine andere in Deutschland in einem grundlegenden Strukturwandel befindet. Es ist mehr als bedauerlich, daß damit Bemühungen des Ruhrgebiets, die sozialen und wirtschaftlichen Folgen des Wandels zu bewältigen, in dieser unsachlichen und verletzenden Art und Weise abqualifiziert werden. Aber wir lassen Sie ruhig in dem Glauben: Das Oberhausener CentrO hat seinen Jahresumsatz in Höhe von über einer Milliarde Mark mit arbeitslosen Malochern und vergnügungssüchtigen Punk-Proleten aus dem Pott gemacht, die sich beim Geldausgeben nicht richtig benehmen können, während die arbeitende Revier-Bevölkerung weiterhin auf der »Kö« in Düsseldorf shoppt. Wer's glaubt, wird nicht selig!
ESSEN DR. GERD WILLAMOWSKI
KOMMUNALVERBAND RUHRGEBIET
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In Ihrem Beitrag sieht man das Rheinische Industriemuseum in der Funktion einer Abstellkammer der schnellebigen Gesellschaft. Doch weit gefehlt. Das stationäre Erinnerungsgewerbe hat mehr zu bieten. Im Industriemuseum erfährt man unter anderem, was vor CentrO und Industriebranche die Ruhrgebietswelt zusammenhielt und daß es auch früher schon Strukturbrüche gab. Event-Shopping à la Schöller-Abenteuerinsel und Charlie's Farm stehen nur am vorläufigen Ende einer langen Reihe andauernder Wandlungen. Das zu ergründen kann mehr Spaß machen, als flächendeckende Bespaßung durchzuzappen. Der rostige Stahlhammer übrigens, den das Museum ausstellt, ist ein 53 Tonnen schwerer Dampfhammer von 1910, der bis 1989 beim Bochumer Verein in Betrieb war.
OBERHAUSEN (NRDRH.-WESTF.) GERHARD BINZ
RHEINISCHES INDUSTRIEMUSEUM